Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht unbedingt an mangelndem Selbstvertrauen leide. Ich weiß, was ich kann. Ich weiß übrigens aber auch, was ich nicht kann. Aber das ist eine andere Geschichte. Zu meinen Talenten gehört es, die richtigen Worte zu finden. In Schrift und in Ton. Das kann ich gut, deshalb habe ich ja das Schreiben zu meinem Beruf gemacht. Seit Mittwochmittag allerdings fehlen mir die Worte. Weil sich da etwas so schier Trauriges zugetragen hat, das ich bis heute einfach nicht fassen kann. Deshalb, liebe ständige wachsende Fangemeinde, gibt es heute an dieser Stelle mal nix Lustiges oder was mit Augenzwinkern. Denn es ist etwas Schlimmes passiert: Einer von denen, die uns hier im Gedankenturm schon besucht haben und der für Bensing & Reith beim Challenge-Lauf gestartet ist, der lebt nicht mehr. Ein Freund ist tot. Unfassbar. Ich versuche mal, meine Gefühle in Worte zu kleiden. Keine Ahnung, ob das funktioniert.
Von Steffen Reith
Ich saß am Mittwoch mit meinem Kumpel Ralph in einem Café. Gemeinsam sinnierten wir darüber, dass man sich als Endvierziger vielleicht auch ab und an mal Zeit für sich selbst gönnen sollte. Schließlich gibt es mehr als Arbeit, Stress und Ehrenamt. Da rauschte der Notarztwagen mit Karacho vorbei. Ralph sprach von einer alten Frau aus seinem Heimatort, der es die ganze Zeit nicht so gut ging. Er vermutete, dass sie womöglich die Patientin sein könnte, die ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nix gegen die alte Frau: Aber irgendwie wünschte ich mir, es wäre so gewesen.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Im Krankenwagen lag mein Freund und kämpfte um sein Leben. Zusammengebrochen war er, hatte kurz zuvor über Schmerzen in der Brust geklagt. Die Ärzte versuchten ihn zu reanimieren, doch vergebens. Kurz nach der Ankunft im Klinikum war es vorbei.
Als ich die Nachricht erhielt, war ich gerade mit Kollege Nico auf dem Weg zurück in den Gedankenturm. Ich kam mir vor, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Und dieses Gefühl habe ich auch heute noch. Denn es ist eigentlich gar nicht zu fassen, dass er gestorben ist. Ein Mann, gesund und fit und mit vielen Plänen. Sein Ehrenamt im Sportverein wollte er demnächst aufgeben, um einfach mal an einen Sportplatz zu gehen, ohne etwas schaffen zu müssen. Auch er wollte als Endvierziger ein bisschen mehr Zeit für sich selbst.
Ein genügsamer Mensch, der viel Freude daran hatte, sich in unserer Clique zu bewegen. Dabei machten ihm die Fahrten auf Rockfestivals wie in Seebronn wohl schon mehr Spaß als unser jüngster Trip zu Helene Fischer nach Leipzig. Er stand halt eher auf Rock als auf Schlager. Aber schließlich wurde auch in Leipzig viel dummes Zeug geredet und herzlich gelacht. Das machte ihm Spaß. Da mischte er gerne mit.
Als knapp 50-jähriger Mensch bin ich freilich schon mit dem Sterben in Berührung gekommen. Ich habe schon alte und auch junge Menschen gehen sehen. Aber dieser Tod erschüttert mich und viele andere bis ins Mark. Weil eben überhaupt nicht damit zu rechnen war. Und weil es nicht gerecht ist. Warum stirbt ein solch herzensguter Mensch?
Ich schwanke noch immer zwischen Trauer, Unglaube und Wut. Und immer wieder denke ich, dass es einfach ein böser Traum war, aus dem ich jetzt so langsam mal erwachen könnte.
Es gibt viele Menschen in seinem Umfeld, die ihn geliebt und geachtet haben. Und die ihn noch gebraucht hätten. Diese Lücke sollten wir – seine Freunde – nun versuchen zu schließen. Irgendwie. Ob das klappt, wird die Zeit zeigen. Wir werden mit vereinten Kräften unser Bestes geben. Wohl wissend, dass es nicht zu 100 Prozent gelingen kann. Aber dass muss ja vielleicht auch gar nicht.
Ich habe oft von ihm Resonanz auf unsere Blogtexte erfahren. Die meisten haben ihm gefallen, er hat sich amüsiert. Es weiß ja keiner so richtig, wo er jetzt ist und ob er den Blog von Bensing & Reith weiter verfolgt. Jedenfalls gibt es nächste Woche wieder was Lustiges, auch wenn es schwerfällt. Versprochen, Uwe!
Lieber Steffen, das tut mir richtig leid, was da passiert ist. Unfassbar für alle die „Uwe“ gekannt haben…
Fühl Dich an dieser Stelle mal lieb und still gedrückt…
Ich finde es schön das Du Deinem Freund diesen Respekt erweist und einen Blog darüber schreibst. Und glaube mir, er hat es längst gelesen….ich weiß das es so ist.
Ich verfolge Deine Blogs übrigens schon länger – oft fehlt die Zeit zu kommentieren – denn wie es so ist mit den Endvierzigern, sie fangen jetzt erst an sich auf mehr Zeit zu besinnen, zu erkennen um was es wirklich geht im Leben, erst Recht wenn so etwas passiert und uns in unsere Visionen reingrätscht – denn schließlich ist niemand vor seinem Schicksal gefeit.
Ich selber habe mich vor kurzem erst auf diese Reise begeben, weil so viel passiert, die Zeit so schnell vergeht, so schnell hat man sich und damit seine Träume und Ziele verloren. Das Thema „Zeit“ bekommt auf einmal so viel Raum, denn wir gehen oft so verschwenderisch damit um.
Deshalb schreibe ich Dir heute diesen Kommentar – wenn so etwas passiert sollte das auch nicht einfach unkommentiert bleiben.
Ich schicke Dir mal eine bisschen gute Energie rüber – so weit wohnen wir ja schließlich auch nicht auseinander. Nimm Dir die ZEIT die Du brauchst um das zu verarbeiten, zu trauern – VERSTEHEN kann man so etwas ohnehin nicht. Nur akzeptieren muss man es – irgendwann.
In diesem Sinne – gehab Dich Wohl, achte immer gut auf Dich und Deine Liebsten und sei Dankbar – egal für was. Kirsa