Liebe stetig wachsende Fangemeinde – ich stand vergangenen Freitag vor mehr als 300 Leuten auf der Bühne. Und was soll ich sagen: Die Massen waren begeistert. Ach ja, ein Musiker hat auch noch gespielt.
Von Nico Bensing
Ich bin ja bekanntlich kein Narzisst und halte mich gern im Hintergrund. Aber das geht nicht immer, so wie am jüngsten Freitag: Da stand ich nämlich vor mehr als 300 Leuten im Kreuz auf der Bühne. Ich habe gescherzt, ich habe Geschichten erzählt, ich habe Fragen gestellt – und das Publikum war angetan von diesem Pfundskerl, der da auf dem Sessel saß. Später gab es sogar Standing Ovations.
Nun ja, ich muss wahrscheinlich etwas einschränken: Den fetten Applaus gab es vielleicht nicht ausschließlich für mich. Und dieser Pfundskerl auf dem Sessel, den die Leute bejubelten, hieß vielleicht auch nicht Nico Bensing, sondern Martin Bellof – er saß neben mir.
Bellof ist ein Fuldaer, der mittlerweile in Hamburg wohnt und dort an seiner Karriere als Musiker arbeitet. In unserer Region spielte er anfangs viele Wohnzimmerkonzerte und wurde so einem größeren Publikum bekannt. Vor ziemlich genau einem Jahr trat er im Café Ideal noch vor knapp 150 Leuten auf — vergangenen Freitag im Kreuz waren es schon mehr als 300.
Und wenn man so berühmt ist, dann braucht man natürlich einen Konterpart, der da mithalten kann: mich.
Ich sollte der Typ sein, der ein Bühnengespräch mit ihm führt. Derjenige, der Martins Werdegang schildert und ihm Fragen stellt zu seiner Musik, seinen Plänen und den damit verbundenen Wünschen. Gemeistert habe ich das natürlich bravourös, liebe Fangemeinde. Und das, obwohl es durchaus etwas chaotisch begann. Folgendes war geplant: In der Mitte seines Sets sollte ich auf die Bühne kommen. Was ich auch vor hatte.
Also stand ich hinter dem Vorhang und wartete auf das Ende des Songs, um das Publikum mit meinem einnehmenden Wesen begeistern zu können. Das Lied war vorbei, ich packte das Mikro, schaltete es ein und redete los – doch niemand hörte mich. Als ich ein zweites und drittes Mal testete, ob es denn nun gehe, waren die ersten Worte, die das Publikum von mir zu hören bekam: „Hallo, Test, Hallo, Hallo.“
Gut. Zum Glück konnten sie mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehen. Denn ich stand weiterhin hinter dem Vorhang und wartete darauf, dass die Crew die Sessel auf die Bühne hievt – was kurz darauf auch geschah. Und so konnte ich meinen Triumphzug starten. Ich begrüßte die Fangemeinde, bat Martin Platz zu nehmen und sich mit mir zu unterhalten. Ganz im Stile einer Anne Will. Doch bevor es richtig losgehen konnte, orderte ich beim Thekenpersonal erst mal zwei Bier. Wie oft kommt man schließlich dazu, sich zwei Bier auf die Bühne bringen zu lassen! Eben.
Anschließend verbrachten wir 15 kurzweilige und unterhaltsame Minuten auf der Bühne. Als ich nach dem Konzert noch einmal durch den Saal schlenderte, so wie einst Franz Beckenbauer nach dem WM-Titel ’90 bedächtig über den Rasen, hörte ich zwei Mädchen sogar tuscheln: „Hey, guck mal! Das ist doch der Journalist Nico Bensing, der auf der Bühne war und diesen Musiker interviewt hat.“ Oder so ähnlich …
Martin Bellof spielte an diesem Abend knapp 20 Eigenkompositionen und zwei Coversongs. Sein musikalische Portfolio beruft sich auf die Tradition deutscher Liedermacher wie Philipp Poisel oder Clueso: nachdenklich bis poppig, mit Gitarre und Klavier als prägende Elemente, angereichert um klassische Instrumente. Als Gastmusiker dabei waren Andreas Wingenfeld an Flügelhorn und Trompete sowie Christian Niedling, der Cello spielte.
Es war ein atmosphärisches Konzert eines tollen Künstlers und ein außergewöhnlicher Abend. Und ich bin mir sicher: Ein ganz kleines bisschen Applaus haben die mehr als 300 Leute auch mir gewidmet. Ganz bestimmt.
Was ich sagen will: Wenn ihr mal einen Moderator braucht, der durch eure Veranstaltung führt, dann wisst ihr jetzt, an wen ihr euch wenden könnt. Und was ich noch sagen möchte: Hört euch doch mal einen Song von Martin an. Mir gefällt ganz besonders das Lied „Du bist ich“, das ich unter diesen Beitrag gehängt habe. Und: Die schönen Fotos sind übrigens von Daniel Pfeffer Photo & Film.
Und zum Abschluss noch ein Foto vom Grande Finale: