„Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis“, sagt ein deutsches Sprichwort. Es soll vor Übermut warnen, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Und wenn man übermütig wird, dann kann es passieren, dass die Strafe auf dem Fuße folgt. So wie bei mir. Bei mir war es aber kein Eis, bei mir war es ein Berg. Vielleicht war ich einfach zu vorsichtig, vielleicht habe ich auch einfach nur Pech gehabt. Fakt ist: Der liebe Steffen hat seit Dienstag einige Prellungen, Schürfwunden und zwei gebrochene Rippen. Mit denen dürfte ich die nächsten Wochen noch viel Freude haben. Das hat mir jedenfalls der Arzt prophezeit.
Von Steffen Reith
Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mich mit dem Mountainbike aufs Maul gelegt habe. Einmal in Südtirol vor knapp zwei Jahren (ich berichtete an dieser Stelle) und neulich am Main, als sich so ein dämliches Baustellenschild mitten auf den Radweg gestellt hatte. Nun aber war es mal so ein richtiger Crash.
Die Geschichte: Gemeinsam mit meinen Freunden Andi und Wassi habe ich die Radfahrguppe „Standiwa“ gegründet. Die gibt es zwar noch nicht sehr lange, ist aber heute schon legendär und hat eine eigene ständig wachsende Fangemeinde. Wir fuhren am vergangenen Dienstag von Löschenrod aus hoch auf die Wasserkuppe. Bergauf war das überhaupt kein Problem. Bergab dann aber halt schon. Ich war wahrscheinlich zu vorsichtig ob des steilen und steinigen Weges. Es muss wohl so gewesen sein, dass ich zu stark bremste, jedenfalls haute es mich im Waldgebiet sauber vom Rad. Wie es genau passiert ist, vermag ich gar nicht zu sagen. Ich lag unterm Rad und musste erst mal überlegen, wie ich mich am besten wieder hochschaffe. Als ich dann wieder stand, merkte ich erst, dass ich ohne Blessuren nicht davongekommen war. Die linke Seite des Brustkorbes tat wie der Arm und die Hand (beides ebenfalls links) höllisch weh. Ich schob mein Rad nach unten, wo meine Radfahrkumpels schon warteten. Sie reagierten auch prompt. Nein, sie fuhren nicht weiter. Andi reparierte den Sattel meines Rades, Wassi wusch meine blutenden Wunden aus. Damit kennt er sich aus. Hat er neulich am Main auch schon gemacht.
Ich hammerharter Kerl fuhr dann noch ein Stück bis rein nach Abstroda und verständigte anschließend meinen Sohn Bene Reith, der mich mit Auto und Fahrradhänger abholte und direkt im Städtischen Klinikum ablieferte. Von den ersten Dreien, die mich nach dem Unfall gesehen haben, hatten gleich zwei den identischen Einfall: „Naja, immerhin hast du jetzt Stoff für den nächsten Blogtext“, meinten Bene Reith und Wassi.
Gegen 20 Uhr war ich im Krankenhaus, fünf Stunden später, also am nächsten Tag um 1, durfte mich meine Frau Diana Reith wieder abholen. Ich wurde bestens versorgt: Wunden desinfiziert, Tetanus-Spritze verabreicht und an allen Stellen geröngt, die mir weh taten. Trotzdem sind fünf Stunden ne verdammt lange Zeit. Ich habe allerhöchstes Verständnis dafür, dass schlimmere Fälle als ich bevorzugt behandelt wurden. Das muss so sein. Mir kam die Notfallaufnahme aber irgendwie unterbesetzt vor. Ich habe nur einen behandelnden Arzt gesehen, der von Zimmer zu Zimmer hetzte. Mit dem möchte ich wahrlich nicht tauschen. Auch wenn ich selbst jeden Tag knüppelhart arbeite. Aber das wisst ihr ja, liebe Faninnen und Fans.
Zwischen Tür und Angel rief mir der Doc zu, dass Arm, Hand und Daumen in Ordnung seien, dafür die Knochen von zwei Rippen (sechste und siebte) gebrochen seien. Später erklärte er mir dann, dass ich jetzt erst mal zwei Wochen starke Schmerzen haben werde und noch in drei Monaten per Ziehen im Brustkorb an die denkwürdige Radtour in der Rhön erinnert werde. Spazieren gehen und ordentliche Schmerzmittel seien die beste Therapie. Ein Arzt meines Vertrauens hat mir nun ein Mittel verordnet, dass unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Davon soll ich abends eine Tablette nehmen. Kollege Bensing meint hingegen, dass ich morgens nach dem Frühstück das Pillchen reinwerfen soll. Dann wäre ich doch bestimmt ein wenig berauscht und könnte dann auch mal einen lustigen Blogtext schreiben.
Ohnehin wird in meinem Umfeld gefrotzelt, was das Zeug hält. Die Reaktionen reichen von „zu alt“ über „künftig besser Schachspielen“ bis hin zu „Stützräder anbringen“. Wie kann man nur so sein? Mir ist so was jedenfalls völlig fremd.
Wer aber denkt, dass ich mich von dem Sturz unterkriegen lasse, der kennt mich nicht. Allerdings fange ich noch mal von vorne an: Aus der Nachbarschaft (danke, liebe Stephans) habe ich mir zwar keine Stützräder, aber dafür ein Laufrad der Stephan-Kids ausgeliehen. Soll gut für das Gleichgewicht sein. Das kann ja nicht schaden.
Denn ich verspreche euch: Es mag zwar ne jetzt erst mal ne Weile dauern, aber ich komme wieder, liebe Standiwas und liebe ständig wachsende Fangemeinde. Der Esel geht wieder aufs Eis, beziehungsweise fährt er den Berg wieder runter.
Übrigens: Genesungswünsche und Genesungsgeschenke nehme ich gerne entgegen. Ihr wisst ja, wie ihr mich erreicht und wo ihr mich findet.
Eines noch: Zieht beim Radfahren bitte einen Helm an. Ich weiß nicht, wie das Ganze ausgegangen wäre, wenn ich keinen getragen hätte. Der hat mich echt gerettet. Das meine ich wirklich ernst. Kommt selten vor, ist aber so.