Während sich der Reith Woche für Woche bei waghalsigen Manövern selbst verletzt, gehe ich meine Freizeit deutlich entspannter an. Was jedoch nicht heißen soll, dass es nicht zur Sache geht. Ganz im Gegenteil: Ich möchte dir vom vergangenen Wochenende berichten, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Da waren Freunde zu Besuch. Gemeinsam vollbrachten wir Heldentaten. Ach, ja: Ein Bademantel und eine Gabel haben es auch in diesen Blogtext geschafft.
Von Nico Bensing
Vielleicht erinnert ihr euch noch daran: Vor gut einem Jahr bin ich den Jakobsweg gelaufen. Gemeinsam mit meinem Spezi Jens marschierte ich von Porto bis nach Santiago de Compostela – immerhin knapp 280 Kilometer. Doch von dieser Heldentat möchte ich heute gar nicht erzählen. Das könnt ihr ja hier alles nachlesen: Ich war dann mal weg. Jedenfalls lernten wir auf der Pilgerreise eine Gruppe von vier Leuten kennen, mit denen wir ein beachtliches Stück des Weges zurücklegten und sogar gemeinsam in Santiago eintrafen. Warum ich das erwähne? Ganz einfach: Diese Gruppe von vier Leuten war am Wochenende zu Besuch bei uns – für ein krawalliges Jakobsweg-Revival, quasi.
Vorab: Namen werde ich freilich nicht nennen. Denn was beim Pilgern passiert, bleibt auch dort. Oder so ähnlich.
Was möchtest du zuerst hören, liebe ständig wachsende Fangemeinde? Sicherlich die Heldentat. Kein Problem: Wir saßen mit der Pilgertruppe beim Morgenkaffee zusammen, plötzlich wurde es unruhig in der Nachbarschaft. Die Leute riefen hektisch und aufgebracht durch die Gegend, dann sahen wir Qualm am Horizont aufsteigen. Wir marschierten zielstrebig aus dem Garten hinaus auf die Straße und stellten schnell fest: Eine Hecke brennt, und zwar lichterloh. Todesmutig riefen wir die Feuerwehr und fragten, ob es denn auch allen gut gehe. Für die freundliche Rückfrage waren uns alle Anwesenden recht dankbar, die Feuerwehr zu rufen, das sei aber nicht nötig gewesen, ließ man uns wissen. Schließlich sei doch sonnenklar, wie man eine Hecke zu löschen habe. Unser Argument, dass es zehn Uhr morgens, schon jetzt mehr als 33 Grad warm sei und die Hecke sich deshalb doch auch wieder selbst entzünden könne, ließ man nicht gelten.
Wir feierten diesen Triumph trotzdem – mehrere Leben gerettet und dabei auch noch eine gute Figur gemacht. Was will man mehr? Passenderweise fand ungefähr eine gute Stunde nach dem Heckenbrand eine Cocktail-Party in der Nachbarschaft statt. Mittags um zwölf. Kann man schon mal machen. Dort ist auch das Foto für diesen Blogtext entstanden. Ihr seht darauf: Wir haben auf uns angestoßen. Völlig zu Recht.
Apropos eine gute Figur gemacht: der Bademantel. Stilsicher durchs Leben zu gehen, das ist so eine Sache. Womit man allerdings nie einen Fehler machen kann: mit einem Bademantel. Fakt ist: Damit ist man doch immer richtig gekleidet, oder? Ein Gruppenmitglied ließ es sich jedenfalls nicht nehmen, mit besagtem Bademantel in die Kneipe einzumarschieren. Abschätzige Blicke, Raunen, Entsetzen – Fehlanzeige! Es gab Freibier und Schulterklopfer.
Und dann wäre da noch eine letzte Sache: Am Abend machten wir Pizza. Ein Gruppenmitglied suchte verzweifelt eine Gabel, wohl um den Teig etwas zu löchern, schätze ich. Als die Gabel endlich gefunden war, verschwand das Gruppenmitglied allerdings flugs aus der Küche und ließ sich wenige Minuten später schlafend in der Hängematte finden. Warum? Ich für meinen Teil muss gestehen: Ich bin völlig ratlos. Zu seiner Verteidigung: Es war nach dem Besuch in der Kneipe. Über Vorschläge und Ideen freue ich mich sehr.
Ihr seht also: Man muss sich nicht immer mit dem Bike die steilsten Hänge hinunterwerfen, nur um dann in der Folgewoche einen Blogtext schreiben zu können. Manchmal reicht auch ein Heckenbrand aus.