Liebe ständig wachsende Fangemeinde, du kennst uns als durchaus lustige Burschen, die sich vor keiner Feier scheuen und auch mal Fünfe gerade sein lassen. Das ist unbestritten. Aber wir trennen strikt Job und Freizeit. Wenn ich dir sage, dass wir es innerhalb von drei Jahren nicht einmal geschafft haben, eine Kiste Bier bei uns im Gedankenturm zu trinken, wirst du es wohl kaum glauben. Ist aber so. Beziehungsweise: Es war so. Bis zum Sonntagabend. Da brachen nämlich alle Dämme, besser gesagt: Es brachen alle Schleusen. Der Grund war ein erfreulicher: Unsere Jungs, Florian und Christian, haben ihre Bürgermeisterwahlen gewonnen. Das kann man schon mal feiern. Oder?
Von Steffen Reith
Ist der Erfolg einer Agentur messbar? Manchmal ist das schwierig. Wenn man aber einen Politiker auf Wahlen vorbereitet, ist es das nicht. Entweder gewinnt dein Kandidat – oder er verliert. Ich kann euch sagen: Gewinnen ist geiler. Da fällt so viel Anspannung ab, und man freut sich unbändig mit dem Menschen, den man ja über Wochen begleitet und gut kennengelernt hat. Für die Reputation einer Agentur ist es nun wahrlich auch nicht schlecht, wenn sie sagen kann, dass sie zwei Bürgermeisterwahlen an einem Tag (mit) gewonnen hat.
Du willst ein bisschen was darüber wissen, wie der Sonntagabend verlaufen ist? Dann will ich dich knapp informieren: Nico und ich hatten uns lecker Gans vom Grashof, dem Landhotel unseres Vertrauens, kommen lassen. Um 17 Uhr waren die Gans und wir im Turm. Ab 18 Uhr trudelten die ersten Ergebnisse ein. Nico schaute am Rechner auf Großenlüder, ich auf Steinau. Ich kann euch sagen, es war spannender als ein WM- oder EM-Endspiel mit deutscher Beteiligung. Ein solches wird es übrigens die nächsten Jahre wohl nicht geben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Warterei auf die Ergebnisse ging mir echt an die Nieren. Während Nico und meine Familie schon lecker Gans maufelten, konnte ich vor Aufregung nichts essen. Erst als beide Jungs endgültig durch waren, schnaufte ich das erste Mal richtig durch. Dann riss ich die Arme hoch, dann riss ich Nico um, dann riss ich mir ein Bier auf. Und dann machte ich mich an die Gans.
Es gab an diesem Abend unglaublich viele Glückwünsche an uns. Das war wirklich toll. Und unsere beiden Jungs haben sich auch bei uns telefonisch gemeldet. Da kamen mir fast die Tränen. Die liefen spätestens dann, als mir mein Sohn einen Cuba Libre kredenzte. Der war halt ziemlich stark und nicht für einen älteren Herrn geeignet.
Vielleicht war dies der Grund, warum ich die Wahlparty gar nicht so lang mitmachte. Ich stand auf, bewegte mich in Richtung Seminarraum beziehungsweise Fotostudio. Dort steht hinter der Leinwand ein mittellanges Sofa, das für diesen Abend mein Nachtlager werden sollte. Ziemlich unbequem, mit 1,60 Meter Länge nicht für einen 1,93-Meter-Mann geeignet. Jedenfalls begab ich mich morgens um 6.30 Uhr auf den Heimweg und schlief dann noch ein bisschen auf bekanntem Terrain.
Um kurz vor neun rief dann ausgerechnet der Kunde an, der mir am Vorabend eine geile Party gewünscht hatte. Aber auch das ist eine andere Geschichte.
Und Nico? Der feierte noch einige Stunden nach meinem Ablegen im Familienkreis. Nicht mit seiner Familie, sondern mit meiner. Aber da gehört er ja ohnehin schon lange dazu.
Im Turm sah es am nächsten Tag schon ziemlich böse aus. Aber ich hatte ja prima ausgeschlafen, und so war die Aufräumerei gar nicht so schlimm. Wir hatten dann nachmittags nämlich noch hohen Besuch: Unsere Jungs, Florian und Christian, die künftigen Bürgermeister von Großenlüder und Steinau an der Straße gaben sich die Ehre. Das war auch noch mal klasse.
Irgendwie habe ich auch beim Verfassen dieses Textes noch immer an den Siegesstrapazen zu lecken. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Es war eine geile Zeit, die mit einem sensationellen Abend endete. Auch wenn ich ihn nur zum Teil mitgemacht habe.
Aber in die Geschichte von Bensing & Reith geht er allemal ein. Dessen könnt ihr sicher sich. Und hier im Gedankenturm ist jetzt erst mal wieder Alkoholverzicht angesagt. Bis zur nächsten Wahl.