„Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Freundschaft nicht.“ Lange Zeit habe ich mich dagegen gesträubt, diesen Text zu schreiben, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Lange konnte ich über diese Vorfälle nicht sprechen. Aber jetzt tue ich es. Und zwar in Form eines Spiels, genauer: eines Trinkspiels. Damit ich vielleicht irgendwann über mich selbst lachen kann.
Von Paula Mainusch
Falls du diesen Text zu späterer Stunde liest – und das solltest du: Nimm dir doch ein Getränk deiner Wahl zur Hand und trink jedes Mal einen Schluck, wenn du das Wort „neu“ liest. Vorsicht: Es kommt sehr häufig vor.
Für die Geschichte hole ich ein bisschen weiter aus. Seit ich erfahren habe, dass ich ab Oktober in Kerzell und damit bei den beiden gutherzigen Kanaillen von Bensing & Reith arbeiten darf, bin ich in einige neue Situationen gestolpert. Ich bin zum Beispiel mit meinem Freund, den wir aus datenschutzrechtlichen Gründen Jonathan W. nennen, zusammengezogen. Das Zusammenleben war neu für mich, neu für ihn, neu für meine Eltern und auch neu für seine Eltern.
Für Jonis Vater war neu, dass seit dem Umzug ein weiteres Auto im Hof parkt. Nun ereignete es sich, dass er zum Sport fahren wollte. Die Betonung liegt auf „wollte“. Statt ins Fitnessstudio, ist er nämlich in den Mini gefahren. Beim Ausparken übersah er mein Auto und setzte eine große Delle in die Beifahrertür.
Das war eine neue Situation für mich. Mir ist noch nie jemand ins Auto gefahren. Aber nach zwei gemeinsamen kühlen, alkoholischen Getränken konnten wir wieder drüber lachen. Der Mini wurde in die Werkstatt gebracht und bekam eine nagelneue Tür. In „nagelneu“ ist übrigens ebenfalls der Wortbestandteil „neu“ enthalten, das heißt: Auch hier darfst du trinken.
Also, zurück zum Mini: Für Jonis Vater war neu, dass seit dem Umzug ein weiteres Auto im Hof parkt. Nun ereignete es sich, dass er zum Edeka fahren wollte. Die Betonung liegt auf „wollte“. Statt ins Edeka ist er nämlich in den Mini gefahren. Beim Ausparken übersah er mein Auto und setzte eine große Delle in die Beifahrertür.
Und wenn du jetzt denkst: Warte mal Paula, dein Text doppelt sich.
Dann antworte ich: Ja, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Und so auch die Geschichte. Tatsächlich wahr. Ein paar Wochen später, als der Unfall gerade verdaut war, der Mini eine neue Tür hatte und Joni und ich beim Mittagessen saßen, stürzte sein Vater nämlich rein: „Ich bin noch mal in den Mini gefahren.“
Unser Glück: Da diese Situation für uns alle nicht mehr neu war, griffen wir auf altbekannte Muster zurück. Nach zwei gemeinsamen kühlen, alkoholischen Getränken und unzähligen Telefonaten mit der Versicherung konnten wir über die Vorfälle wieder lachen.
Ganz anders erging es mir vor einer Woche. Da konnte ich nicht wirklich lachen. Ich kann es ehrlich gesagt bis heute nicht. Aber wie oben schon erwähnt: Vielleicht klappt es ja, nachdem ich diesen Text veröffentlicht habe.
Mit Beginn meines Volontariats zog ich nicht nur um, sondern bekam auch ein neues Auto. Einen elektrischen SmartForFour, um genau zu sein. Und dieses neue Auto führte zu neuem, bislang unbekanntem Schmerz. Ich war mit einer Freundin nach Feierabend am Rhönhof in Eichenzell zum Weihnachtsshopping und Sushi essen verabredet. Hört sich bis dahin fantastisch an, oder? Neu für mich war aber beim Verlassen des Rhönhofs, dass zwar mir diesmal niemand ins Auto, dafür aber ich jemandem ins Auto gefahren bin – nämlich meiner Freundin. Ja, richtig gehört. Noch ein Unfall. Und nein, dieser Text ist nicht ausgedacht. Für meine Freundin war das übrigens auch neu.
Du fragst dich jetzt vielleicht, ob meine Freundin überhaupt noch meine Freundin ist. Die Antwort habe ich bereits im ersten Satz dieses Textes gegeben: „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Freundschaft nicht.“
Und das Fazit dieser Geschichte: Das Auto meiner Freundin ist „gebrochen“, mein Smart ist „gebrochen“, der Mini ist sogar zweifach „gebrochen“. Wir wollen uns aber schon bald auf zwei kühle, alkoholische Getränke treffen – und über die vielen neuen Situationen lachen, die sich in letzter Zeit zugetragen haben. Natürlich nicht mit dem Auto.
Und falls du nach all den „Neus“ in diesem Text noch immer nicht genug haben solltest, dann stoße ich jetzt mit dir gemeinsam an: Ein Prosit auf die kaputten und auf die neuen Autos dieser Welt!