Aller Anfang ist schwer. Der Anfang dieses Paula-lernt-Textes allerdings nicht. Der ist mir leicht gefallen. Denn wir stecken schon mitten im Thema. Du verstehst nur Bahnhof? Dann möchte ich mal Licht ins Dunkel bringen. Oder reinen Wein einschenken: Es geht um Redewendungen und ihre Herkunft.
Von Paula Mainusch
Redewendungen richtig zu verwenden und ihre Herkunft zu kennen ist wichtig. Das lässt einen Text nicht wie 08/15 wirken, sondern macht ihn zum Überflieger. Das Problem: Ich treffe mit meinen Redewendungen nicht immer den Kopf auf den Nagel. Oder heißt es: den Nagel auf den Kopf? Um ehrlich zu sein, verwende ich sie oft falsch. Darauf hat mich letztens Nico aufmerksam gemacht. Eure gutherzigen Lieblingskanaillen sind ja bekannt dafür, bombastische Texte einfach aus dem Stegreif zu schreiben. Und für bombastische Texte nutzt ein Journalist häufig Redewendungen – das habe ich vergangene Woche gelernt.
Das Thema für diesen Paula-lernt-Text habe ich mir also aus dem Ärmel geschüttelt. Ich war dabei, einen Text für einen Kunden zu schreiben. Nico hat ihn Korrektur gelesen. Und nachdem er fertig war, sagte er mir: „Du, Paula, wenn es bei dir unter den Nägeln brennt, dann solltest du mal dringend zum Arzt.“
Zuerst konnte ich mir keinen Reim auf seine Aussage machen. Ich stand förmlich auf dem Schlauch. Doch dann machte es klick. Wenn jemand neugierig ist, dann brennt es ihm nicht unter, sondern auf den Nägeln. „Das kommt daher, dass die Mönche sich kleine Kerzen auf die Nägel klebten, um trotz Dunkelheit die Frühmesse zu lesen. Diese brannten ab. Und so konnten sie es kaum erwarten, die Kerze auszupusten, weil sie ihnen eben auf den Nägeln brannte“, sagte Nico. „Wow“, dachte ich, „der hat ganz schön was auf dem Kasten.“
Also war mein Text quasi für die Katz. Diese Redewendung basiert übrigens auf einer Fabel. Ein Schmied verlangte für seine Arbeit nur das, was ihm Kunden freiwillig bezahlen wollten. Da die Leute geizig waren, bekam er immer nur ein „Danke“, aber kein Geld – und das machte ihn wütend. Da kam ihm eine Idee. Er band seine Katze an einen Pfosten und jedes Mal, wenn er nur mit einem „Danke“ abgefertigt wurde, sagte er: „Das geb ich dir, Katze.“ Folglich nahm die Katze immer mehr ab und verhungerte schließlich. Somit ist alles, was umsonst ist, für die Katz.
Jetzt hab nicht nur ich etwas dazugelernt, sondern auch du. In meinem Freundeskreis lachen wir übrigens bis heute darüber, dass ich mal gesagt habe: „Ist doch Wurst wie Käse“ statt „Ist doch Jacke wie Hose“. Und seitdem verwenden meine Freunde und ich nur noch die erste Version. Meiner Meinung nach sind Jacke und Hose nämlich mindestens genauso gleich wie Wurst und Käse, oder?
Und weil ich mich jetzt in meiner Recherche zu diesem Paula-lernt-Text viel mit Redewendungen beschäftigt habe, habe ich noch mehr dieser Wurst-Wortspielchen in petto: Eine Extrawurst kriegen zum Beispiel. Oder: Armes Würstchen. Ich leg noch einen drauf. Schließlich sind ja aller guten Dinge drei: Das ist mir Wurscht.
Und nachdem ich in diesem Text sage und schreibe 23 Redewendungen verwendet habe, beende ich ihn jetzt mit einem echten Highlight: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.