Liebe ständig wachsende und unfassbar gebildete Fangemeinde: Wie du sicher weißt, gehört die 1797 verfasste Ballade „Der Zauberlehrling“ zu den bekanntesten Werken des Meisterdichters Johann Wolfgang von Goethe. Abends, bevor ich mich zur Ruhe bette, lese ich bei Kerzenlicht oft noch einige der 14 Strophen und erkenne in den vierhebigen Versen immer wieder neue Thesen, die der Dichter uns damit sagen will. Gesellschaftskritik und Skepsis vor Autonomiebestreben sind die politische Grundlagen des Gedichts – Themen, die auch heute noch aktuell sind. Aber irgendwann dachten Nico, Paula und ich: „Was der olle Goethe kann, das können wir auch.“ Und deshalb haben wir uns für zwei Wochen einen Zauberlehrling in den Gedankenturm bestellt. Mit bürgerlichem Namen heißt er Noah Mannel, kommt aus Flieden, und ist 15 Jahre alt. Der junge Mann hat mich zum Blogtext „Der Zauberlehrling 2.0“ animiert und inspiriert. Mal schauen, ob er auch so einschlägt wie das Vorgängerwerk. Das wird ja bis zum heutigen Tag fleißig gelesen. Von jungen Menschen im Deutschunterricht und von mir eben im Nachtlager.
Von Steffen Reith
Zu unserem Zauberlehrling: Noah ist Gymnasiast an der Johannes-Kepler-Schule und ein pfiffiges und aufgewecktes Kerlchen. Aus diesem Grund hatte er sich entschlossen, sein Schulpraktikum nicht irgendwo, sondern bei den außergewöhnlichen Menschen von Bensing & Reith zu machen. Und irgendjemand hatte ihm gehustet, dass bei uns die Messlatte schon ziemlich hoch liegt. Wir nehmen ja nicht jede oder jeden – schon aus Kapazitätsgründen. Deshalb musste er eine außergewöhnliche Bewerbung schreiben, um unser Interesse zu wecken und unsere Herzen zu öffnen. So ähnlich war ja auch unsere Volontärin Paula verfahren, die uns mit guten Noten und einem informativen Video geflasht hatte. Und jetzt kann ich sagen: Noahs Bewerbung war noch viel besser.
Zum Praktikum in den Turm geschrieben hat er sich letztlich mit diesem Satz, der sinngemäß lautet: In meiner Freizeit zaubere ich. Ein junger und kreativer Mensch also – da wären wir ja doof gewesen, ihm abzusagen. Ich rief ihn an und sagte ihm, dass er gerne kommen darf – unter der Maßgabe, uns jeden Tag zum Start des Arbeitstages ein Kunststück zu zeigen. Und was soll ich sagen: Das hat der Bursche durchgezogen. Jeden Tag hat er uns alle mit offenen Mund dastehen lassen, weil wir nicht glauben konnten, was wir gerade erlebt hatten. Man könnte auch sagen: Noah hat uns jeden Morgen nach allen Regeln der Kunst verarscht. Jeden Tag hatte er quasi ein neues Ass im Ärmel. Es sei hier nicht zu viel über seine Tricks verraten: Aber oft hat er uns Spielkarten aussuchen und markieren lassen und diese dann sonstwo wieder auftauchen lassen. Einmal präsentierte er die markierte Pik neun auf dem Display seines Handys.
Aber nicht nur deshalb hat er bleibenden Eindruck hinterlassen. Er hat auch noch recht schnell gefressen, wie man vernünftige Artikel schreibt. Dem Jungen steht die Welt offen. Schließlich kann man mit Zaubern und Wortgewandtheit dafür sorgen, dass einem die Welt offen steht. Und außerdem kann er die Ballade vom Zauberlehrling 2.0 auch selbst schreiben.
Den Einstieg aber bekommt er vom Altmeister selbst serviert. Mit Altmeister meine ich übrigens mich selbst und nicht den Goethe:
Es ist verblüffend und verrückt,
die Volontärin blickt entzückt:
ein junger Mann mit rotem Haar
entwickelt sich sehr schnell zum Star.
Mit seinen Tricks schafft er’s im Nu:
dann fliegen ihm die Herzen zu.
Er kann im Leben viel erreichen:
Bensing & Reith stellen die Weichen.
Der Text ist lang, das muss jetzt reichen.