Die Aufregung ist groß, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Es herrscht Ausnahmezustand im Gedankenturm, der seit einigen Tagen wieder einmal eine andere Funktion übernommen hat. Er ist nun in erster Linie die Zentrale des Roland-Kaiser-Fanclubs Osthessen. Die Mitglieder sind total aus dem Häuschen. Denn nach zwei Jahren sehnsüchtigen Wartens ist es tatsächlich soweit: Der Kaiser konzertiert am Freitag in Fulda. Und vorher schaut er – wahrscheinlich – bei uns im Turm vorbei. Deshalb haben wir aufgeräumt und sogar die Fenster putzen lassen.
Von Steffen Reith
Seit Tagen läuft während der Arbeit „Lieb mich ein letztes Mal“, „Santa Maria“, „Dich zu lieben“ oder „Warum hast du nicht Nein gesagt?“ Alles Werke des Meisters, die vor hohem intellektuellen Wert, philosophischer Dimension und politischer Strahlkraft nur so strotzen. Man muss sagen: Roland Kaiser ist im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere vom Schlagerfuzzi zu einer hoch angesehenen Person der kulturellen Szene im deutschsprachigen Raum geworden.
Auch deshalb war es eine große Ehre, als mir die Präsidentschaft des Roland-Kaiser-Fanclubs Osthessens (RKFCO) angetragen wurde. Da musste ich nicht lange überlegen. Und dabei wollte ich erst mal kein Ehrenamt mehr übernehmen. Aber das Vorstandsteam passt. Silke, die Kassenwartin, ist recht sparsam, die beiden Eventmanagerinnen Nadja und Heike achten peinlichst genau darauf, dass wir mit Veranstaltungen nicht inflationär überfrachtet werden, und Wassi, mein Stellvertreter, hält mir den Rücken frei und berät mich in allen wichtigen Entscheidungen.
Allein Kollege Nico, der Schriftführer, funktioniert nicht so richtig. Er scheint noch immer mit der Musik zu fremdeln. Bis zum heutigen Tag habe ich ihm noch nicht so richtig beibringen können, dass der Kaiser Roland und nicht Robert mit Vornamen heißt. Das ist manchmal ein bisschen peinlich. Besonders dann, wenn ich seine Vereins-Briefe vorher nicht korrigiert habe. Und in einem weiteren Vorstandsjob existiert Luft nach oben: Unsere Auszubildende Pauli ist Jugendwartin. Da tut sich auch recht wenig. Aber sie ist noch in der Probezeit – in zweifacher Hinsicht.
Roland Kaiser sollte ja ursprünglich schon vor zwei Jahren auf dem Domplatz spielen. Sein Management hatte einst angefragt, ob er vor diesem Konzert nicht kurz beim RKFCO im Gedankenturm vorbeischauen könnte. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt: Wir hatten da echt voll viel zu tun und zögerten ein wenig mit der Zusage. Ich hatte außerdem auch die Befürchtung, dass Nico ihn mit dem falschen Vornamen anspricht. Wie dem auch sei: Das Management reagierte etwas verschnupft und sagte schließlich das komplette Konzert ab. Mag sein, dass Corona auch eine (Neben-)Rolle gespielt hat.
Dieses Jahr hätten wir Zeit. Wir haben ja jetzt die Paula, die sich verstärkt um die Arbeit kümmert. Deshalb haben wir eine Einladung an Roland Kaiser ausgesprochen und ihn für Freitagmittag, 13 Uhr, zu uns in den Turm eingeladen. Es gibt Klopse, Soße und Kartoffelsalat von meiner Mutter Edeltraud. Hinterher wird noch was Süßes kredenzt – Kaiserschmarrn. Seltsam ist: Als Nico den Speiseplan vernahm, stieg sein Interesse am Besuch des Schlagerbarden. Ich glaube, ich kenne sein Motto: „Klopse vor Kaiser“.
Jedenfalls sind der Vorstand und meine Mutter auf den Besuch vorbereitet. Gestern hatten wir noch eine letzte Team-Vorbereitungseinheit (siehe Foto). Roland Kaiser im Turm – das wäre doch was. Wir haben jedenfalls aufgeräumt und lecker Essen geordert. Und Zeit hätten wir auch.