In schweren Zeiten wie diesen sollte sich jeder Erwerbstätige und auf jeden Fall auch jeder Unternehmer eine Alternative suchen, wie man seine Brötchen verdient. Kann ja in unserem Fall sein, dass niemand mehr PR, Beratung, gute Texte, schöne Bilder, Moderation oder coole Typen braucht. Wobei ich mir das nicht vorstellen kann. Jedenfalls waren Nico und ich schon die ganze Zeit am Überlegen, was wir stattdessen tun könnten. Außer „Fotomodell“ war uns aber nichts richtig Passendes eingefallen. Bis zum historischen Ereignis am vergangenen Sonntagabend in der Sterbfritzer Mehrzweckhalle. Jetzt wissen wir, was zu tun ist.
Von Steffen Reith
In Sterbfritz waren wir, weil unser Schützling Thomas Henfling bekanntlich bei der Bürgermeisterwahl in Sinntal antritt. Er hat übrigens das beste Ergebnis eingefahren – und nun versuchen wir, am 2. Oktober die notwendigen 50 Prozent plus eine Stimme zu holen. Das ist ein bisschen eine andere Geschichte, aber nicht ganz.
Jedenfalls wollten wir recht beschwingt und glücklich die Halle Richtung Wahlparty verlassen, als uns ein älterer Herr ansprach. Der kannte uns irgendwie, wusste aber nicht so recht, woher. Und so kam es zum schon jetzt legendären Ausspruch: „Ihr seid doch die Zwei … von der Würstchenbude.“ Es kommt recht selten vor, dass Bensing & Reith gleichzeitig die Worte fehlen. Dem Senior ist genau das an diesem Abend in Sterbfritz gelungen. Beim Rausgehen prusteten wir vor Lachen, bei der Wahlparty und auch am Tag danach im Gedankenturm war neben dem Sinntal-Ergebnis immer wieder das Würstchenbuden-Erlebnis großes Thema.
Doch die Diskussion nahm einen überraschenden Verlauf. Während wir anfangs noch rumflachsten, wurden die Gedanken immer konkreter. Was wäre, wenn …? Wo stellen wir die Bude hin? Was bieten wir an? Sind wir teuer oder günstig? Thomas Henfling wollte mit uns die Strategie für die nächsten zwei Wochen Sinntal-Wahlkampf besprechen, doch wir waren mit unseren Gedanken ganz woanders.
Die Arbeitsverteilung war jedenfalls schnell geklärt: Nico grillt, Paula arbeitet ihm zu und ist gleichzeitig Hygienebeauftragte. Sie schrubbt quasi den Grill.
Und ich unterhalte mich mit den Leuten und kassiere sie ab.
Um auch richtig gut vorbereitet ans Werk zu gehen, haben wir einen Kurs bei Deutschlands bekanntestem Metzger absolviert. Dirk Ludwig, Chef der gleichnamigen Metzgerei, hat ein Herz für Unternehmer, die sich ein zweites Standbein aufbauen wollen. Jedenfalls hat er uns in die Geheimnisse seiner Grillkunst eingeweiht und ein entsprechendes Zertifikat erteilt. Im Gegenzug nehmen wir ihm wöchentlich 1000 Kilogramm Fleisch und Wurst aus seinem Sortiment ab. Ich finde, das ist ein guter Deal. Ernsthaft haben wir überlegt, den Dirk komplett mit ins Business zu nehmen und auch noch Kraftstoff anzubieten. Dann wären wir tatsächlich „Die Drei von der Tankstelle“ gewesen. Tankstellen sind allerdings im Zuge der E-Mobilität kein Zukunftsmodell mehr. Gegessen wird dagegen immer.
Noch nicht geklärt ist der Standort der Bude. Fest steht jedoch der Eröffnungstermin: Der erste Tag des zweiten Quartals im Jahr 2023. Das dürfte der 1. April sein.