Technik und ich – passt nicht. Das weiß ich. Das wissen auch viele andere. Während ich dies aber schon vor Jahren akzeptiert habe, schickt meine Widersacherin – also die Technik – immer wieder Gesandte aus, um mir meine Unfähigkeit erneut vor Augen zu halten.
Von Steffen Reith
Mein neuester Gegner ist die Kaffeemaschine, die Kollege Bensing irgendwo abgestaubt und voller Stolz in die/den Agentur/Redaktion/Werkstatt/Gedankenturm geschleppt hat. Ich trinke gerne und viel Kaffee und habe mit Kaffeemaschinen herkömmlicher Art überhaupt keine Probleme. Filter rein, Pulver rein, Wasser rein, anschalten – echt nicht schwer. Und das von mir gebraute Zeugs schmeckt – meistens jedenfalls.
Regelmäßig und erfolgreich habe ich mich im eigenen Haushalt gegen so eine neumodische Pad-Maschine gewehrt. „Der Kaffee schmeckt mir nicht“, habe ich daheim erklärt, wobei das Gros der Familienmitglieder genau wusste, warum ich so ne Maschine nicht haben wollte. Weil ich zu blöd dafür bin, sie zu bedienen. Daheim bekomme ich übrigens alles entrissen, was neu angeschafft wird und zusammengebaut werden muss: Während sich die anderen über die Betriebsanleitung hermachen, werde ich zum Stabsaugen oder Getränkeholen geschickt. Aber das ist ein anderes Thema.
Nach vier Wochen ist es dem Nico natürlich schon längst gedämmert, dass ich bei all meinen unglaublichen Stärken natürlich auch eine Schwäche habe. Technische Geräte eben. Und ganz besonders die von ihm mit in die Partnerschaft gebrachte Kaffeemaschine.
Ältere – so wie ich – werden sich erinnern: Bei den unglaublich schrägen „Kottan ermittelt“-Krimis aus den 80er Jahren gab es den Polizeipräsidenten Pilch. Ein aufgeblasener und affektierter Typ, der seine Mitarbeiter regelmäßig drangsalierte. Running Gag in allen Folgen: Pilchs Gang zum Kaffeeautomaten. Zu keiner Zeit erhielt Pilch sein Getränk, meist musste er gar Tritte oder Fausthiebe hinnehmen. Auch wenn Pilch sich verkleidete, gab es vom Automaten Hiebe statt Kaffee. Die Szenen kann man sich auf Youtube anschauen.
Nun: Ganz so brachial ist die Beziehung zwischen mir und Nicos Pad-Maschine natürlich nicht. Bislang bin ich ohne Schmerzen davongekommen, manchmal war ich auch schon erfolgreich. Außerdem bin ich ja auch ein anderer Typ als der Pilch.
Aber: Wie oft kam aus der Maschine einfach nichts, obwohl ich eigentlich alles richtiggemacht habe. Oder die Tasse lief nur halbvoll. Oder noch schlimmer: Sie lief über. Ich verstehe das einfach nicht.
Und was macht Nico? Der hält sich darüber gar nicht auf. Er lässt mich einfach mit meinem Pech und meinen Qualen alleine. Der sieht genau, dass die Hälfte meiner Versuche missglückt. Aber er reagiert einfach nicht. Sehnsüchtig schaue ich ihm hinterher, wenn er gefühlt zehnmal am Tag mit seiner Kaffeetasse an mir vorbeimarschiert. Kann man so ignorant sein? Scheint so.
Gerne würde ich ja statt der Kaffeemaschine mal seine alte Polaroidkamera bedienen. Mit dieser lichten wir all unsere Gäste ab und hängen die Bilder dann an eine Korkwand, die wir bereits bestellt haben. Aber da lässt er mich nicht ran. Hat wohl Angst, dass sie kaputtgeht. Immerhin darf ich die Filme in Fulda besorgen. In dieser Hinsicht ist es fast schon wie zuhause.
Wie geht es nun weiter: Gegenwärtig trinke ich Tee. Den Wasserkocher habe ich verstanden, obwohl der auch von Nico kommt. Bin ja ohnehin erkältet.
Und vielleicht nehme ich mir auch den Herrn Pilch zum Vorbild. Wobei ich noch mal betonen muss, dass ich charakterlich ein ganz anderer Typ bin.
In der letzten „Kottan“-Folge packt er den Kaffeeautomaten, schnallt ihn auf sein Gefährt, bringt ihn in die Schrottpresse. Und schaut dann triumphierend zu, wie das Gerät das finale Duell verliert. Es wird zermalmt.
So werde ich das mit Nicos Kaffeemaschine natürlich nicht machen. Ich bin ja gegen Gewalt und auch ein ganz anderer Typ als der Pilch. Wollte ich nur mal sagen.
Vielleicht versuche ich es auf die sanfte Art, die ja auch zuhause gefruchtet hat. Ich werde einfach sagen, dass mir der Kaffee aus einer herkömmlichen Filtermaschine besser schmeckt als aus seiner Pad-Maschine. Das wird er mir bestimmt glauben. Bitte verratet mich nicht.