Steffen hatte am Aschermittwoch vollbackig verkündet, dass er bis Ostern auf Fleisch, Wurst und Bier verzichtet. Wie ist es ihm seitdem ergangen? Klappt das alles? Hier gibt es Antworten. Es tauchen aber auch neue Fragen auf.
Von Steffen Reith
Gell, lange nix gehört von mir, dem Fasten-Helden Osthessens? Habe ich am Ende abgebrochen? Esse ich wieder Fleisch und Wurst? Trinke ich schon wieder Bier? Bin ich all den Avancen von Familienmitgliedern und Freunden erlegen? Schäme ich mich und bin erstmal ins Ausland geflüchtet, um um Asyl zu bitten? Komme ich irgendwann zurück? Wie hoch ist mein Gewicht?
Fragen über Fragen, die zuletzt die/den Agentur/Redaktion/Werkstatt/Gedankenturm von Bensing & Reith erreichten. Viele werden sich erinnern: Ich, der Nestor des Unternehmens, hatte am Aschermittwoch öffentlich verkündet, auf Bier, Fleisch und Wurst zu verzichten – und das bis Ostern. Die Resonanz war gewaltig. Von Zuspruch und dem Zuschicken vegetarischer Rezepte bis zu „das packst du eh nicht, komm, wir trinken einen“ war bislang alles dabei.
Nun möchte ich die ständig steigende Zahl unserer Fans und Leser nicht länger auf die Folter spannen: Es geht mir gut, ich bin nicht im Ausland, ich komme nicht zurück – ich bin ja schon da.
Und die wichtige Nachricht, auf die alle warten: Ich bin stark, ich habe nicht gesündigt. Kein Fleisch, keine Wurst, kein Bier – mehr als eine Woche schon. Dafür ein bisschen mehr Sport. Aktuelles Gewicht: 91,5 Kilogramm statt 92,9. Nicht schlecht, oder?
Bislang habe ich noch nichts vermisst. Allein die Bratwurst am Hutzelfeuer der Kerzeller Feuerwehr hat mich ein bisschen wuschig gemacht. Und neulich hätte ich beinahe nach der Leberwurst gegriffen, die vor meinem Sohn am Esszimmertisch lag. Da waren es aber weniger wurstliche Gelüste. Vielmehr hatte ich da beinahe vergessen, dass ich ja jetzt Vegetarier (auf Zeit) bin.
Meine Mutter, die ja gleichzeitig unsere Vermieterin ist, hatte neulich zum Mittagessen geladen. Auf meinen Fasten-Hinweis hin hat sie geantwortet, dass im angebotenen Menü so gut wie gar kein Fleisch sei. Das könne man doch getrost ignorieren. Solche Angebote kann ich gerade gebrauchen. Und dass die Mama am Sonntag die Familie zum Kaninchenbraten eingeladen hat, kommt eher zur Unzeit. Ich warte nur darauf, dass ich aufgefordert werde, endlich mal eine Ausnahme zu machen.
Ich ernähre mich von Fisch und Käse und esse deutlich mehr Obst. Neulich habe ich mir abends vorm Fernseher einen Apfel geschnitten statt die Chips-Tüte zu holen. Auch das hat für ein großes Hallo innerhalb der Familie und Gelächter unter den Söhnen gesorgt. Streiken werde ich indes künftig beim Ananas-Kokos-Brotaufstrich – schmeckt mir nicht. Ich muss ja auch nicht alles mitmachen.
Mein Kompagnon Nico, dem vegetarische Kost ohnehin nicht fremd ist, scheint durchaus beeindruckt zu sein. Mit Lob hält er sich – wie immer – zurück. Aber einfach keine Reaktion zu zeigen, muss Anerkennung genug sein. Überrascht war er kürzlich, als er den Kühlschrank mit seinem Frühstück füllen wollte. Da standen schon Salat und Eier von mir. Das war ihm neu.
Eines habe ich vergessen, das muss ich gestehen. Bei meinem Verzicht auf Fleisch und Wurst geraten ja sogar Wirtschaftsunternehmen ins Wanken. Wie kann der Metzger meines Vertrauens die finanzielle Lücke schließen, die ich die nächsten Wochen reiße? Dort arbeitet ja auch Christine, meine Lieblings-FFVK. Wird sie es überstehen, mir die nächsten Wochen keinen Leberkäse, keine Mailänder Salami und keinen Schinken-Spargel-Salat über die Theke reichen zu können? Muss die Metzgerei am Ende schließen? Schon wieder Fragen über Fragen. Ich weiß zurzeit noch keine Antwort.
Christine jedenfalls kann ich an dieser Stelle nur zurufen: Halte durch, mein Schmuseschinken! Ich komme bestimmt wieder.