Gemeinsam mit meinem Vater Werner habe ich an einem Barista-Workshop teilgenommen. Und ich muss sagen: Meine Liebe zu Kaffee ist noch einmal ganz neu entfacht worden, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Und zwar von Anton. Ich habe aber auch festgestellt: Atomphysik ist ein Witz gegen die perfekte Espresso-Extraktion.
Von Nico Bensing
„Wenn ich einen Cappuccino zubereiten möchte, dann achte ich auf eine 1:1-Brew-Ratio“, sagt Workshop-Leiter Anton. Recht hat er. Also ganz bestimmt, schätze ich mal. Sieht jedenfalls vertrauenswürdig aus, der Kerl. Und weiter: „20 Gramm Input, 20 Gramm Output, 20 Sekunden Extraktionszeit. Wenn das gelingt, boah, Leute, dann fühlt sich das an, als würde ich im Auto sitzen, die Sonne scheint, die Sonnenbrille auf, und alle Ampeln sind auf grün. Einfach ein Traum.“
Ich bekenne: Ich bin schon wirklich ein sehr, sehr, sehr großer Kaffeeliebhaber. Gleiches gilt für meinen Vater. Aber verglichen mit Anton sind wir Waisenkinder. Naja, jedenfalls freuten wir uns beide riesig darüber, als wir zu Weihnachten einen Gutschein für den Barista-Workshop von Reinholz auspacken durften. Vater und Sohn gemeinsam beim Espresso-Seminar, schön!
Du musst wissen, liebe ständig wachsende Fangemeinde: Wir haben beide seit einigen Jahren eine Siebträgermaschine. Also dieses Ding, mit dem man den geilsten italienischen Espresso zaubern kann.
Und was dieses Espresso-Zaubern angeht, da zeigen wir uns beide durchaus recht selbstbewusst.
Ich habe festgestellt: Seit mir Freundin Anni S. (Datenschutz) diese Maschine geschenkt hat, bin ich ein noch viel leidenschaftlicherer Gastgeber geworden, überrede alle und jeden dazu, doch noch einen letzten Espresso zu trinken, ja, ja, ich weiß, auch wenn es schon 21 Uhr ist. Aber: Der schmeckt doch so guuuut.
Meistens jedenfalls. Denn nicht immer gelingt es mir, die richtige Kombination aus Mahlgrad, Druck und Extraktionszeit zu finden. Ach, ja, und die Brew-Ratio muss natürlich auch beachtet werden. Und Schwupps, schmeckt der Espresso bitter oder zu lasch.
Doch diese Zeiten sind vorbei! Zu verdanken habe ich das Anton.
Jetzt klappt’s immer – und ich weiß genau, was ich tun muss, wenn das mal nicht der Fall ist. Ein paar Gramm mehr in den Siebträger, den Mahlgrad feiner stellen, die Extraktionszeit kürzer wählen, stärker tampern, noch mal leveln? Ja, Atomphysik ist ein Witz dagegen. Aber: Alles kein Problem mehr für mich, ich weiß, wovon ich spreche. Der Workshop war wirklich klasse, er hat – da bin ich mir sicher – allen zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefallen, allen voran meinem Vater.
Und was hast du jetzt davon? Ich lade dich gern zu mir ein, auf einen Espresso um 21 Uhr. Und dann zeige ich dir, wovon Anton am Anfang sprach: Keine grüne Ampel kann auch nur ansatzweise das Gefühl beschreiben, das sich einstellt, wenn das flüssige Gold bei einer Extraktionszeit von 25 Sekunden leicht karamellig wie ein Mäuseschwänzchen aus dem Siebträger läuft und dabei diese herrliche, tigermarmorierte Crema hinterlässt. Ein Traum.
Jetzt müsste nur noch das mit dem perfekten Milchschaum irgendwie klappen. Aber Anton bietet ja noch weitere Seminare an.