Es sind Festival-Wochen im Hause Bensing & Reith. Die Ticketverlosung für das Sinner Rock ist gerade beendet – die Gewinner küren wir in der nächsten Woche. Jetzt berichte ich dir erst mal von vier wunderbaren Tagen auf dem Herzberg-Festival und von meinem ewigen Ringen mit der inneren Stimme, liebe ständig wachsende Fangemeinde.

Von Nico Bensing

Spätestens seit dem Tag, als ich nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann für ein Jahr nach Neuseeland aufgebrochen bin, spuken die Gedanken immer wieder mal in meinem Kopf herum: Raus aus dem Gefängnis des Alltags, rein in das selbstbestimmte Selbstversorger-Leben.

Wie das aussehen könnte, sieht man Jahr für Jahr auf dem „Berch“. Das Herzberg-Festival findet in Breitenbach am Herzberg statt, es ist das größte Hippie-Festival Europas, und obendrein noch ein Jahr älter als Woodstock. Wenn jemand weiß, wie aussteigen funktioniert, dann wohl Herzberg-Geschäftsführer Gunther Lorz und seine gut 10.000 Gäste.

Das Gefühl sauge ich jedenfalls schnell auf. So freue ich mich am ersten Tag herrlich über all die Herzlichkeit, die Offenheit und die Unbekümmertheit, mit der uns die Hippies und ihre Kleinkinder und Haustiere begegnen.

Am zweiten Tag genieße ich, dass der Alltag so langsam aus den Gedanken schwindet, der Handyempfang kein Checken der Mails zulässt, der Kopf sich mehr und mehr um ein gutes Buch statt um den Hauskredit dreht.

Am dritten Tag freue ich mich schlicht darüber, dass noch immer kein einziger Zigarettenstummel auf dem riesigen Areal liegt, dass alle nacheinander schauen, niemand pöbelt, sondern 10.000 Menschen eine herzliche und liebevoll gesinnte Einheit bilden.

Am vierten Tag beeindruckt mich, dass der altehrwürdige DJ Electric, den ich mit meinem Spezi Jens und mit Kumpel Jockel (Foto von links) zufällig treffe, genau dieses Leben mit voller Inbrunst lebt – und das wahrscheinlich schon seit mehr als fünf Jahrzehnten.

Spätestens das ist der Moment, in dem ich denke: Die Welt könnte so einfach sein. Alle aussteigen, bitte!

Und dann, ja dann kommt Tag fünf: Ich bin wieder zuhause. Mache den Kühlschrank auf, nehme mir ein herrlich kühles Getränk heraus, lasse mich anschließend vom wohltemperierten Duschwasser umschmeicheln, falle ins flauschig-kuschelige Bett, checke auf dem Handy, was so alles in der Welt passiert ist, und weiß ganz schnell: So ein Aussteiger-Leben, das ist wohl nichts für mich. Dafür mag ich meinen Alltag und meine Arbeit viel zu sehr. Und das weiß dann auch wieder meine innere Stimme.

Aber einmal im Jahr, da dürfen diese Gedanken gerne wieder kommen. Ja dann, dann ist nämlich Herzberg-Zeit.

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