Wir sind noch mitten in der Fastenzeit. Mehr als 30 Tage müssen all jene noch überstehen, die sich Selbstkasteiung auferlegt haben. Ich gehöre nicht dazu. Und dennoch habe auch ich täglich damit zu tun.
Von Nico Bensing
Ich muss schon zugeben: Mit welcher Leichtigkeit mein lieber Kollege Steffen all die Versuchungen umschifft, die ihm tagtäglich begegnen und die seine Standfestigkeit auf die Probe stellen, das überrascht mich doch ein wenig. Weiß ich doch genau, wie sehr der gute Mann Fleisch und Bier mag. Er schlägt sich wirklich wacker, der Fasten-Held. Meistens jedenfalls. Denn natürlich gibt es auch immer wieder Momente, in denen man ihm die Höllenqualen im Gesicht ablesen kann.
Zum Beispiel direkt an Tag eins seiner Fastenzeit, als er das erste Mal überhaupt unseren Redaktions-/Agentur-/Werkstatt-/Gedankenturmkühlschrank füllt – und ich, obwohl ich so gut wie nie Fleisch esse, ausnahmsweise mal einen dicken „Wurstkringel“ von Oma drin liegen habe. Der Zeitpunkt ist natürlich kein Zufall. Man muss ja mal testen, wie ernst er es wirklich meint.
Oder beim Fotoshooting für den zweiten Fastenbeitrag, als wir Steffens Lieblings-FFVK Christine zu Gast haben. Wenige Sekunden nachdem sich die Frau ihre Schürze umgeworfen hat, sehe ich, wie der Fasten-Held nicht nur glasige Augen bekommt, sondern auch noch lechzend ins Nichts starrt. Offenbar ist es der Schürze gelungen, Erinnerungen an fleischreiche Tage zu wecken.
Oder tags darauf, als seine Mutter zum Kaninchenbraten lädt. Und ihm, nachdem Steffen ihr versichert hat, dass er das wirklich ernst meine mit dem Fasten, den Salat reicht. Mit Speck.
Oder vor wenigen Tagen auf der Pinkelparty eines gemeinsamen Freundes (HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, BERTZI!), als es Würstchen und Bier gibt. Und ich mir doch prompt mal ein Würstchen und ein Bier gönne. Bei dem leidvollen Blick, der mir dann mit traurigen Augen entgegenschlägt, verspüre ich das erste Mal so etwas wie Mitgefühl mit Steffen.
Und ich beschließe: Wenn das geschafft ist, dann lade ich ihn ein. Zum großen Fastenbrechen nach Ostern.
Doch noch sind es gut und gerne 30 Tage, die es zu überstehen gilt. Und wahrlich, es wird ihm auch weiterhin sicherlich nicht leicht gemacht werden. Auch von mir nicht.