Autos und ich werden einfach keine Freunde mehr, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Es ist nämlich schon wieder passiert: Ich hatte einen Autounfall. Aber bevor du fragst: Mir geht es gut, meinem fast ein Jahr alten E-Smart abgesehen von einer großen Delle auch. Das ist aber eine andere Geschichte. Nach dem Unfall kam es nämlich noch besser. Oder eher gesagt schlechter: Zwei Tage später hatte ich eine Panne und wurde abgeschleppt. Diesmal mit einem anderen Fahrzeug. Sei gespannt, welch nervenaufreibende Dinge ich und meine Freundinnen Angi und Jojo in jener Nacht erlebten.
Von Paula Mainusch
Dieser Blogtext wird anders. Du sollst mitfühlen, verstehen und nachempfinden, was da am Samstag passierte. Damit das gut gelingt, bekommst du alle Infos chronologisch aufgelistet. Viel Spaß damit.
23. Juli, 17:12 Uhr: Der Deutschrapper Apache 207 teilt mit, dass er Ende August in seinem Heimatort Mannheim ein Konzert geben wird. Angi, Jojo und ich stürzen uns auf die Tickets und bekommen sie. Die Vorfreude ist riesig.
27. August, 10:22 Uhr: Es ist ein herrlicher Samstagmorgen. Die Sonne scheint, und wir treffen uns für ein leckeres Frühstück bei mir zu Hause. Heute werden wir Apache 207 live erleben. Geil!
10:50 Uhr: Mit Angis Firmenwagen fahren wir in Richtung Mannheim. Wir haben uns extra früh auf den Weg gemacht. Schließlich wollen wir einen Parkplatz direkt am Ausgang der SAP-Arena ergattern, um nach dem Konzert so schnell es geht nach Hause zu kommen.
13:02 Uhr: Ankunft in Mannheim. Den Parkplatz am Ausgang der SAP-Arena haben wir schon mal sicher. Was kann noch schief gehen an diesem herrlichen Samstag? Wir nehmen die Straßenbahn, verbringen einen wunderbaren Tag in der Innenstadt und treten dann die Rückreise zur SAP-Arena an.
22:05 Uhr: Das Konzert ist vorbei. Wir sind total begeistert und laufen bestens gelaunt mit zügigen Schritten zum Auto. Wir wollen ja schnell los Richtung Fulda. Wir steigen ein, stecken die Chipkarte, also den Schlüssel, in das Auto und: nichts passiert. Mist. Auf dem Bildschirm erscheint folgende Anzeige: Chipkarte nicht erkannt.
22:18 Uhr: Wir machen das, was Generation Z im Jahr 2022 in Problemfällen eben so macht: googeln und Youtube-Videos schauen, um die Lösung zu finden. Während Angi fleißig alle möglichen Auto-Foren durchforstet, sehen Jojo und ich uns schon mal nach ein paar Jungs um. Nicht, um uns die Zwischenzeit irgendwie zu vertreiben, sondern, weil wir davon ausgehen, dass die in Sachen Autos mehr wissen als wir.
22:38 Uhr: Jetzt sind wir zu fünft. Mit Marius und Fabian sind wir eine coole Gruppe, die gemeinsam verzweifelt versucht, das Auto zu starten. Vergeblich. Wir rufen den ADAC an, der uns seinen Pannendienst für 480€ anbietet. Ein saftiges Angebot, das wir dankend ablehnen.
22:44 Uhr: Die Google-Suche hat ergeben, dass wir die Batterie der Chipkarte austauschen müssen. Wo zur Hölle bekommen wir jetzt eine Batterie her? Da kommt die entscheidende Idee. Von Marius und Fabian. Apache hat bei seinem Konzert Leuchtbänder verteilt, in denen – wir können es kaum glauben – die benötigte Batterie steckt. Wir führen die Chipkarte samt neuer Batterie ein und: es passiert nichts.
23:21 Uhr: Jojo und ich stellen uns an den Eingang der Tiefgarage, um jemanden zu finden, der uns Starthilfe geben kann. Gesucht, gefunden. Bringen tut die Starthilfe aber nichts. Wir finden im Auto eine Servicenummer von unserer zuständigen Kfz-Versicherung. Diese beauftragt für uns einen Pannendienst. Rettung naht!
23:25 Uhr: Der Pannendienst sagt, dass er erst in drei Stunden kommen kann. Na, super. Marius und Fabian verabschieden sich und bringen uns noch sechs Krombacher-Fassbrausen, damit wir nicht verdursten.
0:35 Uhr: Wir sitzen im Auto und beobachten, wie eine Frau sich vor uns auf die Gleise legt. Kein Witz. Jojo steigt sofort aus und fragt die Frau, ob sie Hilfe braucht. Diese sagt nur: „Wenn ihr nicht in einen Mord verwickelt werden wollt, dann geht.“ Hat sie das gerade wirklich gesagt? Spielen wir gerade die Hauptrollen in einem Thriller? Der Krankenwagen kommt und bringt die verwirrte Frau in Sicherheit.
2:13 Uhr: Der Pannendienst trifft früher ein als gedacht. Mit vereinten Kräften laden wir das Auto auf den Abschleppwagen. Dann fahren wir mit dem ADAC-Helfer, der uns permanent anschreit, in Richtung Weinheim, weil nur dort ein Parkplatz für Angis Auto frei ist. Auch das noch. Dort angekommen suchen wir mit unseren Taschenlampen das Gelände des Autohauses ab, um einen Briefkasten zu finden, in den wir die Chipkarte werfen können.
2:42 Uhr: Ein Taxi bringt uns zurück nach Mannheim an den Bahnhof. Wir haben uns Tickets für einen Flixbus gebucht, der bereits 40 Minuten später abfahren soll. Mit Zeitdruck steigen wir aus dem Taxi und rennen zum Busfahrer, der unsere Tickets scannt und uns mitteilt, dass wir nicht mitfahren können, weil unsere Namen auf seiner Liste nicht auftauchen. Echt jetzt? Fünfzehn Minuten lang diskutieren wir mit ihm, zeigen ihm unsere Buchungsbestätigung und dürfen schließlich einsteigen.
Jetzt nimmt die Geschichte eine positive Wendung.
3:51 Uhr: Wir kommen am Frankfurter Bahnhof an, stärken uns kurz und nehmen um 5:24 Uhr den Zug Richtung Fulda. Erleichterung macht sich breit.
7:48 Uhr: Ankunft in unserer Heimat Fulda.
Was soll ich sagen, liebe ständig wachsende Fangemeinde? All das ist wirklich passiert. Und ich weiß gar nicht, was davon am absurdesten war. Die Batterie aus dem Leuchtarmband, die plötzlich so groß wie die aus der Chipkarte war? Die Frau, die sich auf die Gleise gelegt hat oder der cholerische Pannenhelfer, der uns allein in der Pampa hat stehen lassen? Ich glaube genau das ist eine der Geschichten, die ich meinen Enkeln irgendwann mal erzählen werde. Sie beginnt mit dem Satz „Ich wurde abgeschleppt“ und endet mit „Es war eine unvergessliche Nacht“.