Nein, du wirst von mir sicher keine Empfehlung für die Kommunalwahl am Sonntag in Hessen bekommen, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Du bist ja clever und weißt selbst am besten, wer und was für dich am besten im Ort, in der Gemeinde und im Landkreis ist. Und wahrscheinlich warst du sogar so clever und hast deine Kreuzchen schon längst per Briefwahl gemacht. Diese Wahl bedeutet aber auch eine Zäsur im Hause Bensing & Reith. Denn einer von uns hört als Kommunalpolitiker auf, der andere startet – wenn er denn gewählt wird.
Von Steffen Reith
Generell verdienen alle Menschen ein großes Lob, die sich in ihrer Heimat engagieren und bereit sind, viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit zu leisten. Gestalten macht Spaß, politische Diskussionen ebenfalls. Deshalb haben alle Kandidatinnen und Kandidaten auch den entsprechenden Respekt und eine hohe Wahlbeteiligung verdient.
Meine Zeit als Ortsvorsteher und Gemeindevertreter endet. Ich hatte mich bereits vor Monaten entschieden, nichts mehr zu machen. Mir fehlt einfach die Zeit. Als Selbstständiger, dessen Laden ja noch immer in der Gründerphase steckt, habe ich echt viel zu tun. Und während des ersten Lockdowns habe ich als älterer Herr gemerkt, dass es auch recht nett sein kann, mal auf der Couch zu liegen, statt drei Abende in der Woche unterwegs zu sein. Ich möchte die Erfahrungen nicht missen – aber alles hat seine Zeit. Und ich bin verdammt sicher, dass meine Ära als Kommunalpolitiker abgelaufen ist. Meine Frau Diana R. hat auch nichts dagegen – im Gegenteil. Sie hat sich mittlerweile an meine abendliche Präsenz gewöhnt – und festgestellt, dass ich eigentlich ganz nett bin.
Während ich die politische Bühne verlasse, möchte ein anderer sie betreten. Kollege Bensing steht auf Platz sechs der gemeinsamen Bürgerliste seines Heimatortes Wallroth. Dort gibt es nur eine Liste und keine Parteien. Das halte ich in Ortsbeiräten für sehr sinnvoll, da geht es nämlich um Personen und nicht um Parteien.
Ich bin volles Rohr gespannt, wie der Kollege Bensing abschneiden wird. Wird er hochgewählt? Oder kriegt er eine auf den Sack? Jedenfalls hat er darauf verzichtet, mich als Wahlkampfmanager zu engagieren. Wahrscheinlich will er seinen Erfolg alleine feiern. Sollte er in den Ortsbeirat reingewählt werden, dann muss er einen ausgeben – nicht nur mir, sondern auch dir, liebe ständig wachsende Fangemeinde.
Und wenn er nach einem harten Arbeitstag den Gedankenturm mit den Worten „ich habe nachher noch Ortsbeiratssitzung“ verlässt, dann wird sich mein Mitgefühl in Grenzen halten. Aber ich bin auch stolz darauf, dass er sich engagiert. Ist ja noch ein junger Hüpfer, der Kollege Bensing.
Na, da wünsch ich dem jungen Hüpfer viel Erfolg
Der junge Hüpfer dankt!