Gedanken zum 54.

Es sind mal wieder aufregende, anstrengende und spannende Tage: Familienausflug zur Weinprobe nach Sommerach, tags darauf wichtiger Termin in Schlüchtern mit Empfang einer Delegation des Bundesbauministeriums, tags darauf Geburtstag, einen Tag später Geburtstag der Schwiegermutter, dann Teilnahme mit der Rotary-Staffel beim Frankfurt-Marathon. Zeit zum Verschnaufen gibt es nachts – wenn das die Vielzahl an Gedanken zulässt. Bei dieser Terminfülle wünscht man sich manchmal die ruhigen Zeiten im Lockdown zurück.

Von Steffen Reith

Versteh mich nicht falsch, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Diese Corona-Kacke braucht kein Mensch mehr. Aber manchmal fand ich Abende oder ganze Wochenenden ohne Termine auf der Terrasse oder auf der Couch so herrlich langweilig. Und die Zeit ging nicht so schnell rum.

Ich hab dir ja meinen Terminkalender aus den vergangenen Tagen vorgetragen. Und glaube bloß nicht, dass es in der nächsten Zeit besser wird. Kirmes in Kerzell, Marketingtag in Fulda, Kalter Markt in Schlüchtern, Bürgermeisterwahl in Petersberg: Das alles findet dann am kommenden Wochenende statt. Und am Montag dann kommt Michael Buback nach Fulda, um bei den Rotariern über den Mord an seinem Vater, dem früheren Generalbundesanwalt, zu sprechen. Da habe ich auch ein bisschen was mit zu tun. Also nicht mit dem Mord. Mit der Veranstaltung.

Ich möchte mich nun wirklich nicht beklagen. Da ist auch ein gehöriger Anteil selbst eingebrockter Freizeitstress dabei. Und jeder ist ja für sein eigenes Tun verantwortlich. Aber es bleibt halt nicht viel Zeit, zu reflektieren. Einfach mal innezuhalten, nachzudenken oder sich einfach mal mit dieser beschissenen weltpolitischen Situation zu befassen.

Ich nehme mir jetzt mal beim Verfassen des Blogtextes die Zeit, über mein Alter nachzudenken: 54 Jahre alt bin ich am vergangenen Donnerstag geworden – also gestern. Das ist viel. Das ist verdammt viel. Dabei fühle ich mich gar nicht so. Auch nicht körperlich: Denn Rückenschmerzen hatte ich auch mit Ende 20 schon. Und ich kann auch nicht sagen, dass ich da einen Mitfünfziger sehe, wenn ich in den Spiegel schaue. Aber dieser Blick ist halt auch ziemlich subjektiv. Außerdem habe ich dabei meistens keine Brille auf. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Zeit rennt. So kommt es mir jedenfalls vor. Und das wird immer schlimmer. Vor zwei Jahren war ich an meinem Geburtstag den ganzen Tag in Berlin. Wir hatten mit einem Kunden einen Termin beim ehemaligen Außenminister Sigmar Gabriel. Zwei Jahre ist das schon wieder her. Das ist ja Wahnsinn. Das Blöde ist: Wenn alles so schnell geht, wird man schneller älter.

Aber ein Mittfünfziger zu sein, das hat auch Vorteile. Nein, man bekommt noch keinen Platz in der U-Bahn angeboten. Wobei man sagen muss, dass in Osthessen auch nur ganz selten U-Bahnen fahren. Ich meine andere Dinge: Man hat zum Beispiel eine gewisse Lebenserfahrung. Es erschüttert einen so schnell nichts. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Da kann ich zum Beispiel den Petersberger Wahlkampf nennen. Dem Thema werde ich mal einen eigenen Blogtext widmen, wenn alles vorbei ist. Aber so viel sei schon gesagt: Wie man kübelweise Dreck über einen jungen Menschen laden kann, der nichts anderes getan hat, als sich um ein politisches Amt zu bewerben – das ist bemerkens- und verachtenswert. Andere Geschichte. Themenwechsel. Sonst kriege ich hohen Blutdruck. Und das soll in meinem Alter nicht so gut sein.

Schön ist auch, zu erleben, wie sich die eigenen Kinder zu (weitgehend) vernünftigen jungen Erwachsenen entwickelt haben. Da machen Familienfeiern voll Spaß, wenn man bei nem Gläschen zusammensitzt und diskutiert oder einfach dummes Zeug schwätzt.

Und wenn alles ganz gut gelaufen ist, dann ist man finanziell auch so situiert, dass man nicht jedes Mal erst die Lage checken muss, ehe man sich für ein Konzert, einen Kurztrip, einen Urlaub oder sonst was Schönes entscheidet.

Du siehst, liebe ständig wachsende Fangemeinde! Ich habe gerade meine Midlife-Crisis schnell wieder beendet. Die ist übrigens in der Lebensphase von 40 bis 55 Jahre definiert. Ein Jahr habe ich also noch. Ich Jungspund!

1 Kommentar
  • Hallo Steffen, schön, wenn Du mit fast Mitte fünfzig anfängst über Dein Leben nachzudenken. Ja, die Zeit rennt und auch die Lebenserfahrungen werden mehr.
    Hast Du in diesem Zusammenhang auch mal darüber nachgedacht, dass das Leben endlich ist? Irgendwie neigt der Mensch seltsamerweise dazu, den Gedanken an den Tod zu verdrängen, zu vergessen und mit wenig durchdachten Argumenten abzutun und sein Gewissen zu beruhigen oder zu betäuben. Du bist 54 Jahre alt geworden, Herzlichen Glückwunsch! Unsere Tochter ist mit 43 Jahren gestorben. (Nur mal so als Gedanke für Dich.)
    Jeder Augenblick des Lebens ist ein Geschenk Gottes. Die Bibel sagt in Psalm 39, 5: „„Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß.““
    Erst wenn man sein Leben im Blick auf die Ewigkeit lebt, hat es einen Sinn. Was man erreicht oder welche materiellen Wünsche man sich erfüllt hat, ist völlig unwichtig.
    Die Bibel sagt in Psalm 90, 12: „„Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.““

    Mit diesen Gedanken und Impulsen wünsche ich Dir weiterhin ein schönes Leben.
    Michael

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