Solltest du jemals in den Genuss kommen, ein Praktikum oder eine Ausbildung bei Bensing & Reith zu machen, dann solltest du diesen Paula-lernt-Text vorher ganz genau unter die Lupe nehmen. Ich schreib dir nämlich eine Packliste für einen Bensing-und-Reith-Koffer – so nenne ich seit vergangener Woche meine Arbeitstasche. Und alles, was auf dieser Packliste steht, wird dir spätestens nach einer Woche schon mal nützlich gewesen sein. Glaube mir.
Von Paula Mainusch
Beim Vorstellungsgespräch kam es mir schon sehr seltsam vor, dass Steffen und Nico mit Hausschuhen vor mir standen. Das musst du dir mal vorstellen. Du bewirbst dich auf einen Volontariatsplatz bei einer Kommunikationsagentur. Du bist schon den ganzen Tag aufgeregt vor dem Bewerbungsgespräch, bügelst nochmal deine Bluse und ziehst deinen Blazer an. Im Hinterkopf hast du schon dein Ziel: den Gedankenturm. Und dann stehen sie vor dir. Deine künftigen Chefs mit Schlappen an den Füßen. Ich will das hier nicht schlecht reden. Ganz im Gegenteil: Ich hab mich natürlich sofort wohlgefühlt. Und zugegebenermaßen haben sie mir die Anspannung damit ein wenig genommen.
16 Wochen später habe ich dann auch mal verstanden, was der eigentliche Sinn der Schlappen ist – du wirst ihn nach diesem Beitrag auch kennen. Aber dafür muss ich erst ein wenig ausholen.
In einem meiner vergangenen Paula-lernt-Texte habe ich dir ja schon von meinen Anfängerfehlern erzählt. Du erinnerst dich bestimmt an die blauen Bilder, die ich geschossen habe. Die schieße ich jetzt nicht mehr – was erfreulich für Steffen, Nico, mich und unsere Kunden ist. Für Steffen und Nico ist das besonders toll, weil sie mich jetzt immer auf Fotosafari schicken können, wie sie so schön sagen. Diese Tour hat aber ganz und gar nichts mit einer richtigen Safari zu tun – was sehr traurig ist. Sondern sie ist plump gesagt eine zweistündige Fototour, die momentan bei minus ein Grad Celsius stattfindet. Es ist also durchaus ein schlauer Schachzug von ihnen, der Tour den Namen „Fotosafari“ zu geben. So bekomme ich wenigstens warme Gedanken.
Als ich aber vergangene Woche mitten in Schlüchtern stand, das 138te Bild schoss und mir die Finger fast abgefroren waren, waren diese warmen Gedanken schnell wieder verflogen. Also kommen wir jetzt zu der Sache, die ich dadurch gelernt habe: Habe immer Zusatz- und Wechselklamotten im Auto! Beziehungsweise im Bensing-und-Reith-Koffer: so nenne ich ja jetzt meine Arbeitstasche. Und mit jedem Termin, den ich in der vergangenen Woche gemacht habe, ist meine Packliste länger geworden.
Das erste Beispiel kennst du ja schon. Mir wären – mal unter uns – fast die Pfoten abgefroren. Punkt eins auf der Liste ist also leicht erklärt. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Handschuhe.
Der zweite Fall handelt von einem sehr spontanen Termin. Tatsächlich richte ich seit Oktober meine Kleidung nach dem Terminkalender. Und Montag stand kein Termin drin. Deshalb hab ich Rock und Strumpfhose angezogen – die falsche Wahl, wie sich später herausstellte. Denn wir wurden zu einem kurzen Fototermin gerufen. Nach draußen. Ins Kalte. Ich packe also meinen Koffer und nehme mit: Handschuhe und eine Thermostrumpfhose.
Der dritte Punkt auf der Liste ist ein wenig außergewöhnlich. Aber man muss als Journalist ja auf alles vorbereitet sein. Steffen hat mir neulich von dem wohl verrücktesten Fototermin in der Geschichte von Bensing & Reith erzählt: „Ja tatsächlich Paula, der fand in einer Sauna statt!“ Da war ich erstmal baff. Aber ich lerne ja jeden Tag dazu. Und so wurde die Liste immer länger. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Handschuhe, eine Thermostrumpfhose und dünne Klamotten. Oder einfach direkt ein Saunahandtuch.
Punkt vier ist ein Muss im Bensing-und-Reith-Koffer. Wir arbeiten schließlich oft mit Kunden zusammen, die wichtige Funktionen in unserer Gesellschaft einnehmen. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Handschuhe, eine Thermostrumpfhose, ein Saunahandtuch und elegante Kleidung.
Und jetzt löse ich das Rätsel um die Schlappen von Steffen und Nico auf. Die beiden arbeiten im Vergleich zu mir ja schon ganz lange als Journalisten. Und es kommt nicht selten vor, dass Presseleute von Baustellen berichten. Ja, jetzt kannst du dir vielleicht schon denken auf was das hinausläuft. Ich war im Zuge meiner Fotosafari auch auf einigen Baustellen unterwegs. Das konnte man anhand meiner weißen Schuhe gut nachverfolgen. Ebenfalls nachverfolgen konnte man meine Schritte, die ich im Gedankenturm gelaufen bin. Denn der ganze Raum war voller Erde. Da sind Steffen und Nico mir schon einen Schritt voraus. Sie wechseln ihre erdigen Schuhe und ziehen Schlappen an. Ich packe also meinen Koffer und nehme mit: Handschuhe, eine Thermostrumpfhose, ein Saunahandtuch, elegante Kleidung und Gummistiefel, die ich dann auf den Baustellen anziehe.
Übrigens ist diese Packliste nicht nur perfekt für dich, falls du jemals ein Praktikum oder eine Ausbildung bei Bensing & Reith machen solltest, sondern auch für meine Eltern oder meinen Freund. Viele dieser Dinge besitze ich nämlich noch nicht. Also Mama, Papa, Joni: Wie wärs mit neuen Gummistiefeln zu meinem Geburtstag? Und Steffen und Nico: Für euch hätte ich da auch eine Geburtstagsgeschenkidee. Schickt mich demnächst doch einfach auf eine richtige Safari.