Endlich mal wieder ein Blogtext über Fußball. Es lassen sich Bücher über Bücher schreiben über diesen faszinierenden Sport, der so unglaublich einfach und herrlich proletarisch ist, aber doch so detailversessen diskutiert werden kann. Das Schönste daran ist aber: Er kitzelt die tiefsten und ehrlichsten Emotionen aus den Menschen, egal ob auf dem Platz oder daneben.
Von Nico Bensing
Ich zum Beispiel habe im Moment echt keine Lust, mich bei diesem unsäglichen Wetter aus dem Haus und ins Training zu schleppen. Meine Emotionen: Innerer Widerstand, Abneigung, Überwindung.
Aber: Gehört dazu. Genau wie der Spruch, den ich mir schon in der Kindheit von meinen Eltern anhören durfte: „Wer Erfolg haben will, muss auch mal ohne Bock ins Training gehen.“ Nein, ich bin kein Schönwetter-Fußballer, nur ein bisschen vielleicht.
Seit dieser Saison kicke ich ja wieder mit vollem Einsatz – und zwar für meinen Heimatverein, die SG Distelrasen.
Und was wollen wir? Aufsteigen in die Kreisoberliga.
Aktuell stehen wir leider nicht auf dem ersten Platz, es wird also eine enge Kiste. Aber: Es ist definitiv noch möglich. Und, wie das so ist mit knappen Entscheidungen: Sie maximieren die Gefühlslage noch einmal.
Wenn ich allein schon daran denke, dass uns der Aufstieg glückt, dann kribbelt es in mir.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich erwachsene Männer, die sich heulend in den Armen liegen, halbstarke Jungs, die die Fäuste ballen und Urschreie in den Himmel brüllen, Väter und Mütter, die ihre Kinder herzen, ich, der wie auf dem Foto zu sehen wild herumhüpft sowie zig Experten am Seitenrand, die mit Kippchen und Bierchen den Spielverlauf analysieren und die entscheidenden Momente der Saison Revue passieren lassen.
Schön, oder?
Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Es könnte durchaus passieren, dass es nix wird mit dem ersehnten Aufstieg.
Das wiederum wäre nicht schön.
Was ich dann vor meinem geistigen Auge sehe? Ehrlich gesagt, exakt das Gleiche – zumindest äußerlich. Die Freudentränen sind dann allerdings Tränen der Trauer, die Schreie der Erleichterung werden zu Klagegesängen, aus stolzen Eltern werden tröstende, und ja, okay, ich werde wohl eher nicht wild herumhüpfen, bei den Experten am Seitenrand wiederum ist trotzdem alles wie immer.
Und genau das ist es, was ich so sehr liebe an diesem Sport. Er bringt uns zusammen, in Freud und in Leid. Er lässt alles andere für einen Moment lang nicht so wichtig erscheinen, ordnet Prioritäten um, wenn auch nur für ein paar Stunden.
Wie auch immer es am Ende letztlich ausgehen mag, liebe ständig wachsende Fangemeinde, ob Aufstieg oder nicht – es war all den inneren Widerstand, die Abneigung und Überwindung wert, denn die Tränen der Freude (oder des Leids) werden für immer in Erinnerung bleiben.
Und – da sind wir uns bestimmt einig – dafür hat der Fußball auch endlich mal wieder einen Blogtext verdient.