Im Gedankenturm sind verrückte Zeiten ausgebrochen. Das merke ich vor allem an meinem Alt-Kollegen Steffen, der seit Wochen nicht nur vehement eine Sekretärin fordert, sondern jeden Morgen königliche Reden von unserem Balkon schwingt.
Von Nico Bensing
„Guten Morgen, Kerzell“, schallt es durch die warme Morgenluft in mein Ohr, als ich gerade aus dem Auto aussteige und in Richtung Gedankenturm blicke. Oha, denke ich mir. Da steht Steffen in seinem Morgenmantel und brüllt vom Balkon herab.
Mein Kollege bemerkt mich zunächst nicht, nippt kurz an seinem Kaffee und fährt fort: „Wie ihr sicherlich alle wisst, bin ich der König des Gedankenturms. Man bringe mir den Hofnarren, aber flott.“
Als er mich erblickt, huscht ihm ein Lächeln über das Gesicht: „Ah, da ist er ja, der Narr.“ Er fordert mich auf: „Los! Tanz für mich!“ Also lege ich einen kurzen Breakdance hin, wie ich das eben so mache, und marschiere anschließend schnurstracks hinein in den Gedankenturm. Es muss ja schließlich auch was geschafft werden.
Oben angekommen, beginnt Steffen wieder mit der alten Leier: „Hofnarr Bensing, wir brauchen eine Sekretärin, die unser Vermögen verwaltet.“
Ich frage: „Sekretärin? Muss es denn zwingend eine Frau sein?“
„Ja.“
„Ah, ja. Gar nicht anspruchsvoll, der Herr König von Kerzell. Und soll sie vielleicht auch noch einen speziellen Namen haben?“
„Selbstverständlich. Babette Blau. Auch Viola Violette ginge zur Not noch. Ansonsten nichts. Da bin ich kompromisslos.“
„Nein, Steffen, das machen wir nicht. Wir haben besprochen, dass wir uns erst im nächsten Jahr Verstärkung ins Boot holen.“
„Hofnarr“, beginnt er, „wir sind in keinem Boot, sondern in meinem Königreich.“
„In deinem Königreich?“, frage ich provokativ. „Du bist hier nur der Ortsvorsteher.“
„Siehst du diese goldene Statue? Sie legitimiert meine Herrschaft.“
Mit diesen Worten hält er mir seinen Oskar unter die Nase, den er vor einigen Wochen für seine Performance beim Netzwerkerfrühstück von BNI gewonnen hat. „Mein Königreich!“
Ja, der Mann ist eindeutig verrückt. Aber ich bekanntermaßen nicht. Zum Glück. Denn nur so herrscht das innerbetriebliche Gleichgewicht bei Bensing & Reith. Yin und Yang halten sich hier die Waage. Genie und Wahnsinn ergänzen sich perfekt. Eine Symbiose, in der alles möglich ist, aber nichts muss. Wie im Swingerclub.
Manchmal – das muss ich zugeben – tauschen die Rollen aber auch. Und dann muss Steffen dafür sorgen, dass das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Denn dann darf ich verrückt sein. Ein Heidenspaß, kann ich dir versichern, liebe Fangemeinde, die ständig wächst. Aber das ist eine andere Geschichte.
Apropos verrückt: Liebe Fangemeinde, bist du denn eigentlich verrückt? Bei unserer Abstimmung, bei der so viele interessante Optionen zur Wahl stehen, habt ihr euch dafür entschieden, dass Bensing & Reith sich mal ordentlich betrinken sollen? Habt ihr denn keine Vorstellung davon, wohin das führen wird? Am Ende sind wir noch beide verrückt. Das war’s dann mit Yin und Yang. Andererseits: Wir hätten genauso abgestimmt.
Die Umfrage läuft übrigens noch eine Weile, dennoch haben wir für unsere Weihnachtsfeier sicherheitshalber schon einmal ein Plätzchen direkt an der Theke der Waldarbeiterbar im Landhotel Grashof in Kalbach gebucht. Reserviert euch die Plätze neben uns am Tresen und seid live dabei, wenn wir zum letzten Akt rufen: „Bensing & Reith – zu jeder Schandtat bereit.“