Ich habe seit Beginn der Fastenzeit zu meiner Waage ein ganz anderes Verhältnis gewonnen. Und zu Nico natürlich auch. Er ist nicht nur Kumpel und Kollege, sondern mittlerweile auch Krankenschwester. Und frei von Stimmungsschwankungen.
Von Steffen Reith
So ne Waage kann durchaus menschliche Züge entwickeln. Sie hat gute Phasen, schlechte Phasen, fühlt sich oft erleichtert und bef-reith (Achtung: Wortspiel gleich zu Beginn des Textes). Manchmal aber auch schwer und antriebslos. Kommt halt drauf an, wer gerade auf ihr steht. Meiner Waage geht es zurzeit eigentlich ganz gut. Sie hat ja auch nicht mehr die Lasten zu tragen wie noch vor einigen Wochen. Seit Aschermittwoch verzichte ich bekanntlich auf Bier, Fleisch und Wurst. Die ständig wachsende Fan-Gemeinde des Fastenblogs verfolgt mit höchstem Interesse und gekitzelten Nerven meine Entwicklung. Und die meiner Waage.
Mein Ziel war es, unter 90 Kilo zu kommen, was bei einer Länge von 1,93 Metern ein durchaus hehres Ziel ist. Bis Ostern habe ich noch Zeit, die Mauer zu unterschreiten.
Und voller Stolz kann ich sagen: Ich habe es zwischenzeitlich schon mal geschafft. Sogar zweimal. Einmal in der vergangenen Woche, einmal am Montagmorgen. Nach einem Wochenende. Hammer, oder? Ich war im siebten Himmel. Und dann kam der Rückschlag am Tag darauf. Dreimal gewogen, drei unterschiedliche Anzeigen – aber alle über 90 Kilo. So ne Arschloch-Waage. Hat wohl Stimmungsschwankungen oder so was.
Aber mir geht es ja auch so. Über mich, das Stimmungs-Sonnenscheinchen schlechthin, haben sich zuletzt immer mal Schatten geworfen. Von daher gesehen sind die Waage und ich uns sehr ähnlich. Das Verhältnis zwischen Wiegegerät und mir kann man mit dem zwischen einem Menschen und einem Hund vergleichen. Die sollen sich im Laufe der Zeit ja auch immer ähnlicher werden. Aber das ist eine andere Geschichte.
Stimmungsschwankungen meinerseits muss ja in erster Linie mein Kollege Nico ertragen. Denn mit ihm verbringe ich in Redaktion/Agentur/Werkstatt/Gedankenturm bekanntlich mehr Zeit als mit meiner Familie. Wobei ich da nur den Tag meine. Denn nachts sehen wir uns nicht, der Nico und ich. Nur zur Klarstellung!
Neulich jedenfalls befanden sich Stimmung und Blutdruck meinerseits in einem ziemlichen Tief. Das Texten ging mir nicht von der Hand, ich hatte Heißhunger auf Bratwurst oder Haxe. Solche Speisen gab es nämlich an zwei der sechs Geburtstage, auf denen ich innerhalb von einer Woche war. Das hatte übrigens nichts mit meinem Job als Ortsvorsteher zu tun, lieber Stephan Depta! Aber das ist nochmal ne ganz andere Geschichte!
Jedenfalls war bei meinem körperlichen und seelischen Tiefpunkt niemand anderer da als der Nico. Und was hat der gute Kerl gemacht? Er hat mir einen Tee gekocht und meinen Puls gefühlt. Dabei hat er festgestellt, dass ich noch lebe und es mir angesichts des Pulsschlages gar nicht so schlecht gehen kann. Das und seine lieben Worte haben mich echt wieder aufgebaut. Ich bin ganz anders wieder ans Werk gegangen, habe wichtige Dinge erledigen können, die mir zuvor schwer gefallen sind.
Liebe Fans! Am Ende des Textes ein gut gemeinter Tipp: Wenn ihr wollt, dass es euch dauerhaft gut geht, dann schafft euch keine neue Waage mit all ihren Schwankungen an sondern lieber einen stets gut gelaunten Nico! Aber einen eigenen. Denn meinen kriegt ihr nicht.