Ich war beim Friseur. Das ist zwar kein Novum in meiner Lebensgeschichte, kommt aber doch recht selten vor. Von meinen Erfahrungen berichte ich in diesem Beitrag. Vorsicht: Jetzt wird’s haarig.
Von Nico Bensing
Mit meinen Haaren ist das so eine Sache, man könnte sagen: eine haarige Angelegenheit. Nur circa zwei- bis dreimal im Jahr schaffe ich den Gang zum Friseur. Maximal. Mein Timing ist dabei ebenfalls nie das glücklichste: Im Sommer wächst die Matte, und ich schwitze. Pünktlich zur kalten Jahreszeit aber komme ich auf die grandiose Idee, sie bis auf drei Millimeter runter zu stutzen – und friere.
Um ein Haar hätte ich es in diesem Jahr wieder genauso gemacht. Wenn nicht mein lieber Kollege Steffen gewesen wäre. „Nico“, sagte er nämlich eines Morgens zu mir, „Nico, du siehst aus wie ein Lump. Geh‘ mal zum Friseur. Bei deinem Anblick sträuben sich einem ja die Haare zu Berge.“ Klar, dass wir uns bei so einer Ausdrucksweise erst mal ordentlich in die Haare gekriegt haben. Aber letztlich hatte er ja recht. Und deshalb bin ich vor wenigen Tagen tatsächlich zum Friseur gegangen.
Zwar kein Kahlschnitt, aber doch sehr kurz wollte ich es haben. Einen Stammfriseur gibt’s nach eineinhalb Jahren Auslandsaufenthalt noch nicht wieder. Also habe ich es im Fuldaer Bermudadreieck versucht. „Hallo“, sagte ich nach dem Eintreten, „ich sehe aus wie ein Lump und wollte deshalb mal vorbeischauen.“ Um Haaresbreite wäre ich wieder nach Hause geschickt worden, aber irgendwie konnte mich die Friseurin doch noch dazwischen schieben.
Und wie das so ist, wenn man dann auf diesem Stuhl sitzt, das weiß ja jeder selbst: Es wird getratscht, haarklein werden Geschichten erzählt. Böse Zungen sagen, das machen die Friseure am liebsten: Kein gutes Haar an den Leuten lassen, über die sie sprechen. Nicht so in meinem Fall: Meine Friseurin hatte wirklich keine Haare auf den Zähnen, war stets sympathisch – und das Beste aus meiner Sicht: Von haarsträubenden Fehlern beim Schneiden kann ich auch nicht berichten. Ich würde ja sagen: Sie hat mir kein Haar gekrümmt. Aber das stimmt ja nicht. Das wäre an den Haaren herbeigezogen. Wahr ist: Ich musste schon Haare lassen. Dennoch: Ich glaube, da gehe ich wieder hin.
Und während Steffen an diesem Morgen in Redaktion/Gedankenturm/Agentur mal wieder unsere Bücher frisiert (Ich sage euch, es ist zum Haare raufen), schaue ich in den Spiegel und denke: passt! Passt haargenau.
Kurze Haare, langer Sinn: Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag der ständig wachsenden Fangemeinde (der ein oder andere spricht sogar schon von Groupies) von Steffens Vokuhila berichten, genauso wie von meiner langen Matte. Ich würde sagen: haarscharf daneben. Das ist dann wohl eine andere Geschichte, die euch Steffen vielleicht beim nächsten Mal erzählen wird. Mit Opel Manta, Fuchsschwanz und Pornobalken. Doch das ist nicht meine Baustelle. Darüber lasse ich mir jedenfalls keine grauen Haare wachsen. Ich hoffe, ihr auch nicht. Denn sind wir mal ehrlich: Das wäre Haarspalterei.