Zwei lange Wochen war ich nicht mehr im Gedankenturm, sondern nur noch zu Hause. Meine Mama wurde Anfang März positiv getestet, und da wir alle das Wochenende zuvor meinen Geburtstag gefeiert hatten, beschlossen Nico, Steffen und ich, dass ich vorsichtshalber aus dem Homeoffice heraus arbeite. Und diese Vorsichtsmaßnahme war die richtige: Denn sechs Tage nach dem Treffen mit meiner Mama verschlechterte sich mein Gesundheitszustand – und auf dem Test war ein zweiter Strich zu sehen. Da ich ja zur Journalistin ausgebildet werde, war mein erster Gedanke: „Diese Zeit musst du festhalten, Paula. Du weißt nicht, wann dir so etwas noch mal widerfährt.“ Das habe ich auch gemacht. Liebe ständig wachsende Fangemeinde, hier ist mein Tagebuch.
Von Paula Mainusch
Jedem Tag meiner Quarantäne habe ich im Corona-Tagebuch einen Titel gegeben und den Eintrag nach drei Kategorien gegliedert: Symptome, Positives, Negatives. Tagebucheinträge sind ja immer sehr intim. Aber wir wären nicht Bensing & Reith, wenn wir diese privaten Einblicke nicht mit euch teilen würden. Ihr könnt jetzt also haarklein nachlesen (und sicherlich auch mitfühlen), wie sich eine Corona-Infektion auf den Körper (und die Laune) auswirkt.
Tag 1: Der positive Test
Symptome: Alle. Ich habe schlimmen, trockenen Husten, Fieber, Schüttelfrost, Schnupfen, und ich bin so heiser, dass ich nicht reden kann – ganz zur Freude von Joni W. übrigens, der das Vakuum mit seinen Erzählungen füllt. Für mich ist Bettruhe angesagt.
Positives: Mein Test. Klingt jetzt erst mal nicht so toll, aber dadurch, dass es mir schon drei Tage zuvor schlecht ging, habe ich jetzt endlich Gewissheit: Ich habe Corona. Und das wiederum ist irgendwie positiv. Deshalb koche ich heute meine Lieblingspasta. Wer weiß, wie lange ich noch etwas schmecken kann.
Negatives: Ich verpasse die Babyparty einer Freundin. Mir fällt ein Glas mit Apfelschorle im Flur runter und verklebt den ganzen Boden. Ich bin anscheinend schon jetzt so geschwächt, dass ich nicht mal ein Glas halten kann.
Tag 2: Paula und der Schnurrbart
Symptome: Immer noch alle – nur zehnmal schlimmer. Neben trockenem Husten, Fieber, Schüttelfrost, Schnupfen und Heiserkeit habe ich jetzt auch keinen Appetit mehr – ebenfalls zur Freude von Joni W. – bleibt die größere Portion für ihn.
Positives: Das Wetter ist toll, und wir haben uns vor einer Woche neue Balkonmöbel gekauft. Heißt: Ich will einen Teil der Quarantäne draußen verbringen.
Negatives: Ich habe den heutigen Tag natürlich nicht draußen verbracht, sondern im Bett. Ich bin nicht mal in der Lage aufzustehen. Meine Nase habe ich mittlerweile so oft geputzt, dass die Haut total aufgerieben ist. Joni witzelt und sagt, ich hätte durch Corona meinen ersten, roten Schnurrbart bekommen. Sehr lustig.
Tag 3: Das weinende Emoji
Symptome: Am Gesundheitszustand hat sich nicht viel verändert. Außer, dass das Fieber sinkt, dafür aber langsam mein Geschmacks- und Geruchssinn verloren gehen. Ich glaube, das ist das schlimmste Symptom von allen.
Positives: Nichts. Es ist ein Scheiß-Tag.
Negatives: Jonis Mama ist jetzt ebenfalls positiv. Meine Tanzgruppe fährt ohne mich auf ein Turnier. Wenn ich eine Textnachricht verfasse und in die Emoji-Liste schaue, benutze ich den weinenden Smiley zurzeit am häufigsten. Er beschreibt meine Quarantäne aber auch sehr treffend.
Tag 4: Ein Hoch auf Eukalyptustropfen
Symptome: Ich habe kein Fieber mehr, und der Husten wird auch erträglicher. Dafür schmeckt mein Tee nur noch nach heißem Wasser – und mein Brot so, als würde ich auf Pappe rum kauen.
Positives: Ich bin aus dem Bett aufgestanden und habe es mir auf unseren neuen Balkonmöbeln gemütlich gemacht, um zu lesen. Das hat ungefähr 25 Minuten funktioniert, dann bin ich wieder für drei Stunden eingeschlafen. Außerdem habe ich Gefallen an Eukalyptustropfen gefunden. Sie sind das Einzige, das ich momentan riechen kann.
Negatives: Jonis Papa ist jetzt auch noch positiv. Mein Freund hat nun also die Verantwortung, sich um uns alle, also seine Eltern, meine Eltern und mich, zu kümmern. Das wird ein Spaß.
Tag 5: Land in Sicht
Symptome: Nahezu keine mehr. Das ging jetzt doch schneller als gedacht. Und: Ich kann wieder reden. Juhu! Joni W. nimmt es gelassen zur Kenntnis.
Positives: Mein Tee schmeckt schon wieder nach Tee. Ein bisschen zumindest. Vielleicht waren es ja die Eukalyptustropfen, die dabei geholfen haben. Mir geht es jedenfalls wieder so gut, dass ich mich zum Dienst zurückmelde – und prompt diesen tollen Blogtext schreiben darf. Außerdem darf ich mich bald freitesten – und dann endlich wieder den Gedankenturm betreten, den Steffen und Nico ordentlich umgestaltet haben. Darauf freue ich mich!
Negatives: Nichts. Es ist ein guter Tag!
Und da enden meine Corona-Tagebuchaufzeichnungen. Jetzt hast du von mir nicht nur die eine, sondern auch die andere Seite der Corona-Quarantäne kennengelernt, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Die dunkle Seite, wie ich sie in meinem Blogtext „Hello from the other side“ bezeichnet hatte. Mir geht es also wieder gut – und ich bin optimistisch, dass ich von Langzeit-Symptomen verschont bleibe. Trotzdem: Noch mal infizieren will ich mich ganz sicher nicht. Und ich rate euch allen: Seid auch ihr weiterhin auf der Hut. Nicht dass euch auch noch ein roter Schnurrbart droht – oder Schlimmeres. Sollte es doch passieren, dann schreibt ein Tagebuch – und sendet es ein. Das Beste unter allen Einsendungen wird an dieser Stelle veröffentlicht. Und damit hättet ihr doch schon mal was für den Punkt „Positives“.