Liebe stetig wachsende Fangemeinde, seit der Fußballsaison 2019/2020 spiele ich nicht mehr bei der Helvetia aus Kerzell, dem Verein, der mir sehr ans Herz gewachsen ist und bei dem wir bald sogar eine Bandenwerbung hängen haben werden. Denn ich musste der Wahrheit ins Auge blicken: Noch ein Jahr Gruppenliga hätten meine alten und müden Knochen wohl nicht überstanden. Deshalb bin ich zu Kressenbach/Ulmbach gewechselt. Ein Verein, der näher an meinem Wohnort Wallroth liegt, eine Klasse tiefer aufläuft und genau da hin will, wo die Helvetia aktuell ist: Gruppenliga-Abstiegskampf. Und es läuft recht gut – für beide Clubs. Am Freitag könnten wir vorübergehend sogar auf Platz eins springen – und die Helvetia mit einem Sieg einen Nichtabstiegsplatz halten. Zusammengefasst heißt das: Endlich mal wieder ein Blogtext über Fußball!
Von Nico Bensing
Seit der blamablen WM 2018 war es um das Thema Fußball recht still geworden in unserem Blogbereich. Einzig vom sensationellen Doppel-Platzverweis für Bensing & Reith haben wir noch ausführlicher berichtet.
Jetzt ist es wieder an der Zeit, denn: Mensch, was liegt da für eine interessante Saison vor uns, liebe stetig wachsende Fangemeinde. Und ich meine in etlichen Ligen.
Zum Beispiel in der Gruppenliga, in der mein alter Club Helvetia Kerzell schon jetzt mehr Punkte gesammelt hat als wir im ersten Monat der vergangenen drei Jahre zusammen.
Oder in der Verbandsliga, in der gleich sieben osthessische Vereine spielen und meine ehemaligen Kollegen Mika Avanesjan und Aron-Loui Jahn mit der Britannia aus Eichenzell auftreten wie Bensing & Reith: viel Licht und viel Schatten (in genau der Reihenfolge).
Oder in der Hessenliga, in der es die SG Barockstadt mit meinem ehemaligen Trainer Sedat Gören wie die besten Catcher beim Baseball machen: Sie hat zwar nicht den Baseball, dafür aber sich gefangen und will in dieser Runde dort hin, wo Alexander Zverev seine Nase trägt: oben.
Oder in der Bundesliga, in der es mit Union Berlin in dieser Spielzeit ja nun endlich mal wieder einen wirklichen Gegner für die Bayern zu geben scheint. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute geht es um Regionalsport.
Und natürlich wartet auch in der Kreisoberliga eine spannende Saison auf uns. Die Liga, in der der wieselflinke, aber knochenmüde Bensing nun spielt. Der Saisonstart meines neuen Vereins Kressenbach/Ulmbach (oder einfach Kb/U) verlief etwas stotternd, mittlerweile machen wir es aber wie Forrest Gump und laufen wie ein Uhrwerk. Aus den vergangenen vier Spielen haben wir die volle Ausbeute von zwölf Zählern geholt. Und ich habe dabei sogar schon ein Tor geschossen – kannst du das glauben, liebe stetig wachsende Fangemeinde? Das sind fast so viele wie in der kompletten vergangenen Saison bei Kerzell. Oder so viele, wie Steffen in seinem kompletten Leben geschossen hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Apropos andere Geschichte: Beinahe hätte ich gar nicht zu Kb/U wechseln können. Der Verein ist vergangene Saison nämlich nur ganz knapp am Aufstieg in die Gruppenliga gescheitert. Und du weißt ja: Meine müden und alten Knochen hätten das nicht zugelassen.
Punktgleich mit Freiensteinau scheiterten meine neuen Kollegen einzig am Torverhältnis. Bitter, aber letztlich auch nicht so tragisch. Denn: Daran erinnert sich eh bald niemand mehr. Oder weißt du noch, wer bei der WM 1966 Zweiter geworden ist? Oder 1982? oder 1986? Oder 2002?
Am heutigen Freitagabend müssen wir jedenfalls um 19 Uhr in Magdlos ran. Für mich gilt dann – wie eigentlich immer: „Wenn wir nicht gewinnen, machen wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt!“
Wir sind der Favorit, ein ganz unbekanntes Gefühl für mich – und das obwohl ich vom Feeling her schon ein gutes Gefühl habe. Aber klar ist auch: Ein Kreisoberligaspiel ist keine russische Wahl, bei der immer gewonnen wird. Wir müssen also auf der Hut sein. Im Falle eines Sieges haben wir zumindest bis Sonntagabend den Platz an der Sonne sicher. Und sollten wir verlieren, dann muss man es einfach auch mal wie Lukas Podolski sagen: „So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.“
Für die SG Kerzell geht es am Samstag gegen Aufsteiger Aulatal um wichtige Zähler. Mit einem Sieg bleiben die Helvetier definitiv auf einem Nichtabstiegsplatz. Und nicht abzusteigen ist ja bekanntlich fast so schön wie morgens nicht aufsteigen zu müssen.
So, ich habe fertig.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und „Gut Kick“! Schaut doch mal auf dem einen oder anderen Sportplatz der Region vorbei.