Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage: Steffen und Technik, das sind nicht die besten Freunde. Irgendwann in jüngster Zeit ist dieser Zwist aber arg ausgeartet. Deshalb haben wir Abhilfe geschaffen – dachte ich zumindest.
Von Nico Bensing
Das erste Mal so richtig Wind von Steffens inniger Feindschaft mit der Technik bekam ich kurz nach dem Einzug in unseren Gedankenturm. Wobei natürlich nicht ich dort eingezogen bin, sondern unsere Agentur. Ich ziehe schließlich bald in mein eigenes Haus ein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Damals, es ist schon satte drei Jahre her, habe ich eine Kaffeemaschine in unsere eheähnliche Agenturgemeinschaft mitgebracht, die Steffen regelmäßig so dermaßen falsch bediente, dass der Kaffee entweder nach eingefärbtem Wasser aussah (und roch und schmeckte), oder zwar gut aussah (und roch und schmeckte), aber in eine Tasse floss, die viel zu klein für die gewählte Menge war. Immer wieder musste ich die Maschine auch mühsam auseinander- und wieder zusammenbauen, weil (O-Ton Steffen): „Ich hab nix gemacht, einfach nur auf den Knopf hier gedrückt. Wie du es mir gezeigt hattest. Aber jetzt blinkt die auf einmal so komisch.“
Nun haben wir seit einigen Wochen eine neue Maschine. Sie hat noch eine Taste weniger, also nur drei Knöpfe. Bislang klappt das auch ganz gut. Meistens jedenfalls.
Freilich gibt es aber auch andere Baustellen, will heißen: andere technische Geräte, die Steffen bedienen muss, allen voran seinen Laptop: Hochmotiviert hat Steffen sich direkt zur Gründung unseres Unternehmens ein Notebook gekauft, um es mir a) stolz vorzuführen und mich dann b) zu fragen, warum die Tasten W, A, S und D als einzige rot eingefärbt sind. Der Zocker weiß: Er hatte sich einen richtigen Gamer-Laptop gekauft.
Probleme gab’s aber nicht mit dem Zocken, sondern mit Word und dem Mail-Programm. Das machte sich durch regelmäßige Rückfragen bemerkbar.
„Nico, warum kann ich das nicht speichern?“
Oder: „Nico, warum krieg ich denn jetzt auf einmal keine Mails mehr?“
Oder: „Nico, die ganze Zeit war das Suchfeld noch da – warum ist das jetzt weg?“
Oder: „Nico, der erkennt meinen Drucker nicht mehr.“
Oder: „Nico, der Scheiß-Computer sagt mir, er hat keinen Platz mehr, um das PDF zu öffnen.“
Der Ton wurde von Mal zu Mal rauer, die Gereiztheit stieg. Die Probleme waren zwar vielfältig, oftmals aber leicht zu lösen. Höhepunkt war dann die folgende Nachricht, die ich eines sonnigen Nachmittags von Steffen geschickt bekam: „Wenn du dabei sein willst, wie der Laptop vom Balkon in den Teich fliegt, solltest du dich beeilen.“
Das war der Tag, an dem auch ich nicht mehr bei der Problemlösung helfen konnte. Und damit war klar: Ein neuer Laptop muss her.
Das ist jetzt geschehen. Und was soll ich sagen: Es ist auch noch ein Mac geworden – natürlich auf mein Anraten hin. „Schließlich hast du ein iPhone, damit kommst du doch auch klar. Glaube mir, Steffen, du wirst keine Probleme mehr haben. Nie wieder.“
Gestern haben wir – also ich – das Teil angeschlossen. Und heute sitzt mir Steffen schon seit einiger Zeit gegenüber und ist – still. Keine Fragen, keine Probleme, kein Ärger. Es scheint alles zu funktionieren. Herrlich!
Dann geht es aber doch los: „Nico, mein neuer Computer hat kein @-Zeichen.“
„Doch, hat er.“
„Wo denn?“
„Du musst Alt und L gleichzeitig drücken.“
„Alt hab ich nicht.“
„Warte, ich komm zu dir an den Schreibtisch.“
Manches ändert sich eben doch nie. Auch wenn ich gestehen muss: Ein bisschen stolz war ich schon auf ihn, als er mir kundtat: „Ich hab das Ding gestern ganz alleine aus- und heute Morgen auch ganz alleine wieder angekriegt.“
Es macht mir aber auch etwas Angst, muss ich zugeben. Wenn er jetzt nämlich noch lernt, wie die Filme in der Polaroid-Kamera gewechselt werden oder wie man den Toner in den Drucker bekommt, dann braucht er mich ja gar nicht mehr im Gedankenturm. Außer vielleicht zum Kaffee kochen. Denn das wird er sicherlich niemals so wirklich hinkriegen.