Hier schreibt Nico, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Und das ist gleich in doppelter Hinsicht ein Grund zur Freunde. Denn es heißt erstens: Der Blogtext wird besser. Und zweitens: Ich habe das Treffen zwischen Eltern und Schwiegereltern schadlos überstanden. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute geht es um die Bundesnotbremse. Und um die Frage nach den wahren Werten.
Bundestag und Bundesrat haben das Infektionsschutzgesetz – auch Bundesnotbremse genannt – geändert. Künftig darf der Bund also alleine entscheiden, wann der Zug in die Eisen gehen soll.
Tatsächlich erinnert mich der Begriff „Notbremse“ an Züge. Wenn man dort aber den Hebel zieht, geht es in der Regel sehr schnell, bis alles steht.
Das ist bei der Bundesnotbremse anders. Alles, was sie ausbremst, sind das gesellschaftliche Leben und die Geschäfte. Mit Ausnahme der Frisörläden, obwohl man mir das nicht ansieht. Aber auch das ist eine andere Geschichte.
Was ich nicht verstehe: Mit der Bundesnotbremse scheint der zu Beginn der Pandemie vehement verteidigte und gefeierte Föderalismus jetzt plötzlich Quatsch zu sein.
Und ich ärgere mich über die Werte, an denen sich dabei orientiert wird. Denn dass die 7-Tage-Inzidenz nahezu nichts aussagt, betonen mittlerweile etliche Experten. Und warum für den Alltag die Zahl 100 gilt, für die Geschäfte die 150 und für die Schulen die 165, leuchtet mir auch nicht ein. Dabei gibt es doch so viele gute und aussagekräftige Werte, die das RKI täglich zur Verfügung stellt. Zum Beispiel die Belegung der Intensivbetten. Daraus ließe sich viel eher erkennen, ob wir die Geschäfte schließen sollten oder nicht. Und noch etwas ließe sich daraus ablesen: Welche Gesellschafts- und Berufsgruppen besonders oft auf der Intensivstation landen.
Das hätte den großen Vorteil, dass man das Virus viel zielgerichteter bekämpfen könnte. Und dass man Läden offen lassen und gesellschaftliches Leben dort ermöglichen könnte, wo es nahezu nie gefährliche Fälle nach sich zieht.
Ganz besonders böte das aber den folgenden Pluspunkt: Die Leute hätten mehr Verständnis für die Maßnahmen. Ich bin mir sicher: Sie würden sich in jedem Abteil mit Ehrgeiz an den Bremshebel werfen, wenn die Lage heiß wird, um den Zug schnell wieder zum Anhalten zu bewegen. Dazu müsste man ihnen aber ein bisschen mehr Vertrauen schenken. Und sie endlich wieder ihre Arbeit machen lassen.
Derweil rast der Zug weiter. Und da hinten ist eine Schlucht zu sehen –zumindest für alle Gastronomen und Einzelhändler. Gar nicht mehr so weit entfernt. Selbst eine Notbremse hilft da irgendwann nicht mehr.