Hast du die Fußball-Niederlage schon verkraftet, liebe ständig wachsende Fangemeinde? Wir sind echt megamäßig traurig darüber, dass Deutschland nicht im WM-Achtelfinale steht. Und ja, mit wir meine ich: Steffen, Nico und mich. Ich alte Tanzmaus habe doch tatsächlich alle Deutschlandspiele der Fußball-Weltmeisterschaft geschaut. Ein Grund dafür war: Hier im Gedankenturm steht seit einigen Wochen ein riesiges, 75-Zoll großes Whiteboard, mit dem Fußball-Gucken echt Bock macht. Ein weiterer Grund dafür war: Mich packte der Kampfgeist.
Von: Paula Mainusch
Dem ein oder anderen Bensing-&-Reith-Ultra ist es schon aufgefallen: In diesem Jahr gibt es das Hühner-Orakel nicht mehr. Irgendwie ist ja vieles anders als die Jahre davor. Statt Bier trinken wir Glühwein, anstelle von Gegrilltem kommt der Christstollen auf den Tisch, und Jogi Löw ist bei der WM auch nicht mehr am Start. Außerdem haben auch wir mit dem Austragungsort unsere Probleme. Gleich geblieben ist, dass Deutschland bereits in der Vorrunde ausscheidet. Aber das ist eine andere Geschichte, über die ich gerade echt nicht schreiben möchte.
Jedenfalls hatten wir als Alternative für das Hühner-Orakel untereinander etwas Anderes gefunden: das Bensing-&-Reith-Tippspiel. Worum ging es? Vor jedem Deutschlandspiel schnappten wir uns unsere alten Weihnachtspostkarten und notierten darauf, wer unserer Meinung nach aufgestellt wird, wie das Ergebnis nach der ersten und nach der zweiten Halbzeit aussehen könnte, wieviel Nachspielzeit es geben wird und wieviele rote und gelbe Karten vergeben werden.
Bereits nach den ersten beiden Deutschlandspielen kristallisierte sich heraus, dass wir ganz unterschiedliche Tipp-Techniken nutzten. Steffen las stets viel Zeitung, um sich über die neuesten Fußballentwicklungen top zu informieren. War er damit fertig, zückte er seinen Tippschein und füllte ihn ratzfatz aus. Dann hörte man ihn meist so etwas sagen wie: „Tja, im Gegensatz zu euch habe ich schon mehr als 50 Jahre Fußball-Erfahrung. Ist doch ganz klar, wer das Tippspiel gewinnen wird.“ Ja, ja, Steffen.
Nico hingegen setzte auf sein Bauchgefühl. Anders kann ich mir nicht erklären, wie er beim Auftaktspiel Deutschland gegen Japan tippen konnte, dass Hansi Flick Klostermann von Anfang an einsetzen würde. Wenn er den Tippschein ausfüllte, dann ließ er sich dabei sehr viel Zeit. Dadurch wollte er Steffen und mir weismachen, dass er der absolute Fußballkenner ist und mit Bedacht tippen würde. Im Endeffekt landeten auf seinen alten Weihnachtskarten aber wirklich nur wilde Spekulationen.
Meine Herangehensweise war eine ganz andere. Aus dem gesamtem WM-Kader kannte ich nämlich gerade mal vier Spieler: Müller, weil er alt ist. Musiala, weil seine Karriere in Fulda begann. Götze, weil er damals das entscheidende Tor schoss und Kevin Trapp, weil er ein Schnittchen ist. Dass ich mit meinen Fußball-Vermutungen richtig lag, war folglich super unwahrscheinlich. Also zückte ich vor den Spielen meinen Tippschein, googelte den Kader und schrieb einfach all diejenigen Spieler auf, die mir an dem Tag optisch gut gefielen.
Und jetzt halte dich fest, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Fast hätte ich es geschafft. Fast hätte ich das Bensing-&-Reith-Tippspiel gewonnen. Es war genauso haarscharf wie der Kampf um den Einzug ins Achtelfinale. Sowohl die erste als auch die zweite Tipprunde entschied ich für mich. Es stand 2:0 für Pauli. Und dann holte Nico auf. Etwa so wie die Japaner es gestern mit ihrem zweiten Tor machten. Unerwartet. Aber auch das ist eine andere Geschichte, über die ich in diesem Blogtext nicht schreiben möchte.
Uns bleibt jetzt jedenfalls nichts anderes übrig, als weiter die Fußball-WM zu verfolgen. Im Gedankenturm steht ja ein riesiges, 75 Zoll großes Whiteboard, auf dem Fußball-Gucken echt Bock macht. Tippen werden wir nicht mehr. Aber: Die Spieler-Schnittchen werde ich mir trotzdem weiterhin anschauen. Wie heißt es so schön? Andere Mannschaften haben auch schöne Männer.