Ich bin schon fast ein Jahr lang Volontärin bei Bensing & Reith. Ja, die Zeit rast, und ich bin selbst ganz verblüfft darüber, wie schnell die erste Hälfte meines Volontariats an mir vorbei zog. Während es in den ersten Wochen noch darum ging, dass ich keine blauen Bilder schieße (Von lehrreichen und guten Fehlern), steigen wir jetzt immer tiefer in die Journalismus-Materie ein. Man kann auch sagen: Seit einiger Zeit geht es hier ans Eingemachte. Im Gedankenturm fliegen Fachbegriffe aus dem Journalismus durch den Raum wie wohl in keiner anderen Redaktion.
Von Paula Mainusch
Ich habe mich wirklich weiterentwickelt, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Ich weiß jetzt mittlerweile auswendig, dass man „Trab“ nicht mit „PP“ schreibt. Und die Fotos, die ich mache, sind als solche zu erkennen. Das hab ich Steffen und Nico zu verdanken. Die beiden sorgen akribisch dafür, dass ich hier Tag für Tag mit neuem Fachwissen aus dem Büro spaziere. So auch in der vergangenen Woche: Nico telefonierte abwechselnd mit einem Kunden von uns und der Presse. Und dann fiel auch schon der Begriff, der mir bis dahin gänzlich unbekannt war: Unter drei.
Hättest du den Ausdruck „Unter drei“ mit dem Journalismus in Verbindung gebracht? Ich nicht. Deshalb fragte ich bei Nico auch nicht nach, was es damit auf sich hat. Trotz fehlender Nachfrage bekam ich eine Erklärung. Wie gesagt: Die beiden sorgen dafür, dass meine Gehirnzellen täglich neue Informationen verarbeiten müssen. Und das ist auch gut so.
„Unter drei“ bezeichnet im Fachjargon, dass der Journalist die Information, die ihm sein Interviewpartner gegeben hat, nur für sein Hintergrundwissen nutzen darf. Möchte er aus dem Gespräch eine Story machen, darf er weder die Information zitieren noch preisgeben, wer ihm diese gegeben hat. Meist kurbelt so eine Unter-drei-Information weitere Recherchen des Journalisten an oder fließt indirekt in einen Kommentar oder eine Glosse ein.
Eine was? Wir kommen zum nächsten Fachbegriff aus dem Journalismus, der dir aber vielleicht schon häufiger begegnet ist. Als Glosse bezeichnet man in Zeitungen einen persiflierenden Beitrag. Also einen Text, der aktuelle Themen satirisch und oft humorvoll behandelt. Eine Glosse findet sich häufig im Feuilleton wieder – wo wir beim nächsten journalistischen Fachbegriff wären. Das Feuilleton ist ein Ressort in der Zeitung, das hauptsächlich kulturelle Themen behandelt. Vieles, was in diesem Zweig erscheint, wird im essayistischen Stil geschrieben.
Ganz anders verhält es sich mit sogenannten Advertorials. Das sind Werbeanzeigen, die redaktionell bearbeitet werden – also in Textform erscheinen und nicht im essayistischen Stil verfasst werden. Unternehmen präsentieren sich in Advertorials von ihrer besten Seite. Themen können sein: Ausbildung, Benefits sowie große Projekte der Firma.
Was Feuilleton und Glosse sind, hab ich schon lang gewusst. Das habe ich in meinem Studium und fleißig vor dem Bewerbungsgespräch auswendig gelernt. Nur für den Fall, dass Steffen und Nico mich abgefragt hätten. Neu waren mir die Begriffe Kamingespräch, Küchenzuruf und: Hurenkind.
Als Kamingespräch wird ein Interview in ungezwungener, lockerer Atmosphäre bezeichnet. Die Gesprächspartner sind auf Augenhöhe und lernen sich untereinander besser kennen. Das ist tatsächlich auch Sinn und Zweck dieses Interviews. Als Küchenzuruf bezeichnet man die Kernbotschaft eines journalistischen Textes. Der Begriff wurde durch den Stern-Begründer Henri Nannen geprägt. Er erläuterte den Ausdruck in etwa so: „Stellt euch einfach vor, dass ein Mann auf der Couch sitzt und seiner Frau, die in der Küche ist, zuruft, dass die Steuern schon wieder erhöht werden.“ Klingt plausibel, Herr Nannen.
Was Journalisten als Hurenkind bezeichnen, erfährst du vielleicht in einem der nächsten Paula-lernt-Texte. Oder auch nicht. Bis dahin haben Steffen und Nico mir nämlich bestimmt viele andere Sachen beigebracht, von denen ich dir erzählen kann. Wie gesagt: Ich steige Tag für Tag tiefer in die Journalismus-Materie ein. Und das gefällt mir super.