Bensing krank, Reith krank, Bensing im Skiurlaub ohne Ski zu fahren, Bensings Vater verletzt, Reith alleine und schon wieder erkältet – wir haben euch mit unserer Rumheulerei ganz schön viel zugemutet, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Deshalb war es dieses Mal eigentlich mein Ziel, mal was Schönes über den Valentinstag zu schreiben oder einen Verriss zum Thema Videobeweis. Werde ich wohl nächste Woche machen müssen oder nächstes Jahr. Denn Aktualität geht halt vor. Eure wackeren Helden, die ihr immer rufen könnt, wenn ihr Schutz braucht, leben zurzeit in großer Angst. Wir fürchten um unser Leben, Todesangst quasi. Also: Vorhang auf für den nächsten Rumheul-Blogtext.
Von Steffen Reith
Die geschätzten Kollegen der BILD-Zeitung sind mit einem Rudel an Reportern nach Rethwisch in Schleswig-Holstein gereist, haben dort alle Zimmer der einzigen Pension in Beschlag genommen und zusätzlich noch eine Zeltstadt errichtet.
Der Grund heißt GW924 m und ist im Hauptberuf Wolf. Zu seiner Jobbeschreibung gehört es unter anderem Schafe zu reißen. Das macht der gute GW924 m zurzeit in Rethwisch recht kontinuierlich. Tatsächlich ist das ziemlich blöd für die Schafe und deren Besitzer.
Jedenfalls hat dies fast das ganze Reporterrudel der BILD-Zeitung auf den Plan gerufen, das in Rethwisch keinen Stein mehr auf dem anderen lässt. Alle Facetten dieser Story werden beleuchtet, jeder Bewohner des Ortes wurde bereits vor Kamera und Mikro gezerrt. Besonders eingeprägt hat mich das Bild einer Joggerin, die aus Angst nun nicht mehr joggt. Sie hat aber für die BILD wohl die Laufklamotten noch mal angezogen, um zu dokumentieren, dass sie zurzeit eben nicht läuft. Aus Angst halt.
Uns lässt diese Geschichte nicht kalt. Hier im Gedankenturm geht die Angst um. Volles Rohr.
Nun liegt ja Rethwisch schon ein ganzes Stück von Osthessen entfernt. Aber so ein Wolf, der läuft nachts ja Hunderte von Kilometern, wenn man den BILD-Wolf-Experten glauben darf.
Ruckzuck hat er jedes Schaf in Schleswig-Holstein gerissen und ist auf dem Weg nach Kerzell Richtung Gedankenturm. Nun sind wir ja keine Schafe. Das wissen wir auch.
Aber in der BILD heißt es wohl, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis die ersten Menschen gebissen werden. Und der gute GW924 m ist ja nicht der einzige seiner Art. Er hat eine gefräßige Verwandtschaft. Für Letzteres muss man übrigens kein Wolf sein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wer weiß, wo unser Gedankenturm liegt, der erkennt schnell, dass das Gebiet ein Eldorado für Wölfe ist. Die großen Felder hinter dem Haus sind ideal für die gefährlichen Isegrimms. Isegrimm ist in Fabeln das Synonym für den Begriff Wolf. Aber das weiß ja unsere intelligente Fangemeinde. Wollte nur noch mal sichergehen.
Jedenfalls könnte GW924 m oder seine Verwandtschaft sich zur Vorspeise erst mal im Hühnerstall meines Vaters bedienen. Und sind die Tiere erst mal im Blutrausch – der laut BILD zwangsläufig eintreten wird –, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie die Haustüre aufbrechen, die 25 Stufen nehmen, die Etagentür aufhebeln und plötzlich im Gedankenturm stehen. Dann werden sie sich den dürren Bensing in seiner Dachschräge ansehen und entscheiden, dass am Reith doch ein bisschen mehr dran ist. Das finde ich irgendwie blöd.
Nun erklärt die BILD heute, dass die Hybriden, also Mischung zwischen Wolf und Hund, ja noch viel gefährlicher seien. Diese Tiere sind deutlich aggressiver. Und wenn Nico und ich uns hier so umschauen, müssen wir gar nicht mehr warten, bis der GW924 m oder seine Brüder und Schwestern da sind. In jedem Hund steckt doch ein Wolf. Und besonders die Kleinen – wie zum Beispiel Terrier – sind sehr aggressiv. Das kenne ich übrigens aus dem Büroalltag.
Jedenfalls ist die sonst so gute Stimmung im Turm sehr gedrückt. Man kann auch sagen: Wir haben Angst bis unters Dach. Endzeitstimmung ist angesagt.
Kommt der Wolf aus Schleswig-Holstein? Andere Wölfe? Verkleidete Wölfe? Vielleicht im Schafspelz? Oder wird es richtig schlimm? Gemischte Hund-Wölfe, die am Ende auch noch klein sind?
Liebe Freundinnen und Freunde: Wenn Ihr die nächsten Tage nichts von uns hört oder seht, dann sind wir bestimmt gerissen worden. Wenn wir Glück haben, geben sich die gefährlichen Tiere ja mit einem Arm oder einem Bein zufrieden. Dann können wir ja mit dem Rest weiterleben. Das wäre schön. Wir halten euch auf dem Laufenden! Bestimmt berichtet auch die BILD-Zeitung über uns.