Seit Januar dieses Jahres habe ich einen Zweitjob. Er macht mir wirklich Spaß, ist abwechslungsreich und ab und zu auch stressig. Was mich in diesen Stresssituationen aufbaut, ist der Gedanke, dass er befristet ist. Was für ein Job mag das sein, fragst du dich jetzt vielleicht: Ich bin Trauzeugin, liebe ständig wachsende Fangemeinde – und das mit Leib und Seele. Zu den wichtigsten Aufgaben einer Trauzeugin zählt ja mittlerweile die Organisation des perfekten Junggesellenabschieds (kurz: JGA). Dieser sollte eigentlich vergangenes Wochenende auf Mallorca stattfinden. Doch dann kam alles anders. Das Bild dieses Blogtextes gibt dir einen kleinen Vorgeschmack auf die unglaubliche Geschichte, die jetzt folgt.
Von Paula Mainusch
Meine beste Freundin Carina heiratet in drei Wochen ihren Verlobten. Seit vielen vielen Jahren schon hat sie eine genaue Vorstellung davon, wie sie sich von ihrem Single-Leben verabschieden möchte: mit einer krachenden Party, mit einer großen Gruppe Mädels, mit verrückten Outfits sowie mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk. Ihr größter Wunsch war es, all diese Komponenten zu vereinen, indem wir ihren JGA auf der Partyinsel schlechthin feiern: Mallorca. Dieser Wunsch wurde erfüllt: Im Januar haben wir für insgesamt 12 Mädels eine Finca gebucht – mit eigenem Volleyballplatz, Grillplatz, Infinity-Pool und einer Distanz zum Ballermann von nur sieben Kilometern. So viel zur Vorgeschichte.
Donnerstagmorgen dann der Schock: Ich wachte mit einer Nachricht auf meinem Handy auf, die mir sofort die ersten Tränen in die Augen schießen ließ: „Die Braut liegt im Krankenhaus“. Nicht zu fassen, aber wirklich wahr. Hektisch packte ich meine Sachen für die Arbeit zusammen, versuchte einen klaren Kopf zu bewahren und stieg ins Auto. Gemeinsam mit der zweiten Trauzeugin rief ich dann Carina an: „Sieht nach einer Blinddarmentzündung aus, könnte aber auch nur eine kleinere Entzündung sein, die man mit Medikamenten behandeln kann“, lautete ihre erste Diagnose. Abwarten, Tee trinken, Tränen trocknen, ablenken, Tränen trocknen, Alternativprogramm planen…
Natürlich habe ich sofort gegoogelt, wie schnell man nach einer Entfernung des Blinddarms wieder fliegen darf. Die nüchterne Erkenntnis: Zehn Tage sollte man mindestens abwarten. Um uns alle gegenseitig zu trösten, wurde kurzerhand entschieden, am Donnerstagabend ins Krankenhaus zu fahren. Mit Hoola-Ketten, pinken Sonnenbrillen und „Team Bride“-Kimonos stürmten wir Carinas Zimmer und zauberten ihr so wenigstens für ein paar Stunden ein Lächeln ins Gesicht.
Hört sich irgendwie alles an wie ein schlechter Film, oder? Warte ab. Herausgestellt hatte sich nämlich auch noch, dass Carinas Blinddarm bereits doppelt so groß war und eventuell eine kompliziertere OP nach sich zog…
Freitagmorgen ging es dann um 4 Uhr los Richtung Flughafen – immer noch ohne Braut. Positiv gestimmt hat mich, dass die nötige OP ohne Komplikationen verlaufen ist. Und ja: Wir alle hatten deshalb tatsächlich einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass Carina irgendwie nachfliegen kann. Fakt ist, dass die Oberärztin ihr Veto einlegte. Und je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich das auch.
Wie die Tage auf der Insel für uns waren, kann ich in einem Wort zusammenfassen: unspektakulär. Denn ein JGA ohne Braut ist wie Bacardi-Cola ohne Bacardi – und wie ein gutes Frühstück ohne Sekt. Er macht einfach nicht viel Spaß.
Eine Sache möchte ich noch erwähnen: Nur weil der JGA gut organisiert war, möchte ich keine weiteren Anfragen erhalten, ob ich denn nicht Trauzeugin werden möchte. Ich muss das alles erstmal verarbeiten. Vielleicht ja bei einem zweiten Junggesellenabschied für Carina. Fortsetzung folgt!