In meinem Hauptberuf bin ich der Bensing von Bensing & Reith. Das weißt du ja sicherlich, liebe stetig wachsende Fangemeinde. Dass ich nebenberuflich aber auch noch für ein bedeutendes deutsches Musikmagazin schreibe, das habe ich an dieser Stelle noch nicht kundgetan. Aber jetzt, wo ich genötigt worden bin, Schriftführer beim ersten osthessischen Fanclub von Robert Kaiser (oder wie heißt der noch mal?) zu sein, muss ich Ehrenrettung betreiben und sage dir deshalb: Ja, ich schreibe für ein ziemlich cooles Punkrock-Magazin. Für dieses Magazin rezensiere ich regelmäßig neue CDs und Schallplatten – und gehe auch hier und da mal auf Konzerte, um anschließend davon zu berichten. Warum erzähle ich dir das? Nun ja: Ich war auf einem Konzert in Fuldas ältester (und obendrein schönster) Kneipe der Stadt: Taste war in die Windmühle gekommen. Und davon möchte ich jetzt berichten.
Von Nico Bensing
Ja, liebe stetig wachsende Fangemeinde. Ich bin ein Punk! Ein richtig harter Kerl. Sieht man ja. Da braucht es eigentlich keine weiteren Worte. Ich bin so sehr punk, ich schreibe sogar für ein Punkrock-Magazin. Aber das hat mit dem folgenden Text nur bedingt etwas zu tun. Dennoch wollte ich es noch mal klargestellt haben.
Am Donnerstagabend war ich in der Windmühle, um mir das Konzert von Taste anzusehen. Taste hat wenig mit Punkrock zu tun. Aber letztlich ist Punk ja auch eine Einstellung und kein Genre. Taste spielt Coversongs und – so viel vorab – hat einen guten Geschmack. Der Keyboarder und gleichzeitig Mundharmonika-Spieler beziehungsweise Mundharmonikaner (Über diese Spezies hatte die Band Pur doch mal ein Lied gesungen, oder? – „Wo sind all die Mundharmonikaner hin?“) Peter hatte Bensing & Reith eingeladen, ihm mal beim Musik machen zuzuschauen und -hören. Gesagt, getan. Also zur Hälfte zumindest. Denn während der Reith irgendwelche Zelte aufbauen half, machte sich der Bensing nach Fulda in die Windmühle. Reith wollte noch nachkommen, seine Frau mitsamt Freundinnen ließ sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen und war zur gleichen Zeit wie ich angereist.
Einen Kumpel hatte auch ich mit im Schlepptau, und der wollte ein Weizen trinken. Ich – der Fahrer – bestellte also: „Ein Weizen und ein alkoholfreies Bier.“ Der Barkeeper blickte mich lange an, ganz so, als hätte er meine Bestellung nicht verstanden, und antwortete dann: „Okay.“ Kurze Zeit später reichte er das Weizen über die Theke und winkte mich zu sich. Ich neigte mein Ohr über den Tresen: „Wir müssen erst mal gucken, wo wir alkoholfreies Bier haben. Dauert nen Moment.“ Hach! Diese Kneipen sind mir immer noch die liebsten! Oldschool, herzlich, mit ganz viel Holz in den Möbeln und dichtem Zigarettenqualm in der Luft. Das ist die Windmühle. Weißt du eigentlich, wer die Homepage der Windmühle gestaltet hat? Klar, deine gutherzigen Kanaillen von Bensing & Reith. Aber das ist eine andere Geschichte. Und – jetzt werden sicherlich einige Leute sagen: „Der Bensing hat sie nicht mehr alle!“ – in der Windmühle schmeckt sogar das gezapfte Hochstift einfach sensationell. Was ich an diesem Abend allerdings nicht genießen konnte, denn: Ich war ja mit dem Auto da.
Die 5-köpfige Band Taste ließ sich wirklich nicht lumpen und spielte nach der äußerst sympathischen Begrüßung einen Kracher nach dem anderen.
Erst einmal zu den Begrüßungsworten von Sängerin Petra:
„Hey Leute, willkommen auf der After-Work-Party an diesem Donnerstagabend. Wenn ihr heute gearbeitet habt, dann habt ihr euch das Feiern redlich verdient. Und wenn ihr nicht gearbeitet habt, dann auch.“
Eine Stimme aus dem Publikum: „Du hast doch heute auch nix geschafft!“
Sängerin Petra: „Ich arbeite ja jetzt!“
Die Stimme aus dem Publikum: „Und gestern hast du auch nichts geschafft!“
Sängerin Petra: „Liebes Publikum, darf ich euch meinen liebevollen Mann vorstellen.“
Nun zu den Coversongs. Taste spielte unter anderem: „Crazy Little Thing Called Love“ von Queen, Chris Isaacs „Wicked Game“, „Come Together“ von den Beatles – was will man mehr! Bei „Bring Me Some Water“ von Melissa Etheridge konnte ich mich schließlich nicht mehr halten und musste ein Selfie mit dem Mann an Keyboard und Mundharmonika machen, der obendrein noch Gitarre spielt und uns eingeladen hatte. Mit exakt diesem Groupie-Selfie ist dieser Blogtext übrigens bebildert.
In einer Ecke der Windmühle traf ich dann Steffens Frau mitsamt Freundinnen. „Kommt Steffen noch?“, fragte ich sie. „Keine Ahnung. Das musst du doch wissen“, lautete ihre Antwort, versehen mit einem Lachen. Er kam tatsächlich noch. Aber da war ich – Gott sei Dank – nicht mehr da. Reicht ja, wenn wir uns täglich zwölf Stunden im Gedankenturm sehen.
In der Pause zwischen den beiden Sets machten mein Kumpel und ich uns also wieder auf den Heimweg. Schließlich musste am Freitag ja auch noch was geschafft werden, liebe stetig wachsende Fangemeinde.
Draußen vor der Tür blickte wir dann noch vier Gestalten ins Gesicht, die gegenüber beim Stadtmetzger saßen und gerade ihre x-te Flasche Wein in sich herein kippten. In diesem Moment stellte ich wieder fest: Ich bin gerne nachts unterwegs. Denn – Achtung, witzig! – da hat das Leben einfach keine Schattenseiten. Und deshalb endet dieser Text jetzt mit einer Aufforderung: Liebe stetig wachsende Fangemeinde, treibe dich abends in den Kneipen deiner Stadt herum, besuche mal ein Konzert einer lokalen Band, heule den Mond an und genieße das Leben. Das machen wir nämlich viel zu selten. Übrigens: Nächste Woche ist in meiner Heimatstadt Schlüchtern Kalter Markt. Sehen wir uns dort?